Kritik zu Dream Horse

© Weltkino

2020
Original-Titel: 
Dream Horse
Filmstart in Deutschland: 
12.08.2021
L: 
114 Min
FSK: 
6

In dem britischen Feel-Good-Movie geht es um nicht weniger als Stolz, Selbstachtung, Zusammenhalt und der Verwirklichung von Träumen und natürlich ein Pferd

Bewertung: 2
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Wer jemals einen der überwiegend unsäglichen Pferderomane für junge Mädchen gelesen hat, weiß, dass die Beziehung zu einem solchen Tier die menschlichen Protagonistinnen über sich hinauswachsen lässt, ihnen Hoffnung und Selbstbewusstsein verleiht und im besten Fall auch gleich das ganze Umfeld mitreißt. Was bei jungen Mädchen funktioniert, klappt mindestens so gut bei Frauen mittleren Alters, wie Drehbuchautor Neil McKay und Regisseur Euros Lyn mit ihrem zunächst als Sozialdrama angedeuteten, dann zum Feel-Good-Movie abdrifteten »Dream Horse« wohl unter Beweis stellen wollten. 

»Mein ganzes Leben war ich nie ich selbst«, erklärt Jan (Toni Collette) in einem der vielen pathetischen Momente. Erst war sie Tochter von, dann Mutter von, jetzt ist sie vor allem noch Ehefrau von. Erst das Rennpferd Dream Alliance macht sie in ihrem Leben zu Jan, die Großes für sich, ihre Ehe und ihr ganzes Dorf erreicht. Das gelingt ihr, indem sie in dem gottverlassenen und von Armut geprägten walisischen Örtchen eine Genossenschaft ins Leben ruft.

Dafür gewinnt Jan als Erstes den Steuerberater Howard (Damian Lewis), der einst mit Pferdewetten viel Geld verloren hat und mit seiner überheblichen Art zunächst so gar nicht in die Dorfgemeinschaft passen will. Auch er erfüllt sich, so stellt sich im Laufe des fast zweistündigen Films heraus, damit einen lang unterdrückten Lebens­traum. »Endlich tue ich etwas, was wirklich wichtig ist«, sagt er, nachdem er seinen Job hingeschmissen hat. Schnell sind auch die unterschiedlichsten Dorfbewohner überzeugt, egal wie eng das eigene Budget ist.

Konflikte werden da in Sekundenschnelle und in solidarischem Einvernehmen aus der Welt geschafft, Jan hat stets ein Lächeln, manchmal ein banges Lächeln im Gesicht, egal ob sie ihrem arbeits- und zahnlosen, aber durchaus liebevollen Mann Brian (Owen Teale) zwischen ihren beiden Jobs ein Abendessen bereitet, sich einem arroganten Pferdetrainer gegenübersieht oder sich um den verletzten Dream sorgt. Britischer Humor blitzt hier und da auf, und doch lässt das Regie-Drehbuchduo keinerlei Klischees oder Sentimentalitäten aus, die der Stoff bietet: In dörflicher Garderobe läuft die Bier liebende Dorfgemeinschaft bei den Pferderennen auf, Jan stets bieder mit Spängchen im Haar und in lila Funktionsjacke gekleidet. Es gibt einen sympathischen alten Trunkenbold, eine alte Dame, die schon bessere Tage gesehen hat, einen eitlen und doch herzensguten Bürgermeister.

»Hywl« ist ein walisisches Wort, das so viel bedeutet wie emotionale Überzeugung, Motivation. Die ist es, die die Dream-Genossenschaft antreibt und dafür auch gern viele Millionen Pfund ausschlägt. Hywl ist auch das Leitmotiv dieses anrührenden, dann aber zu dick auftragenden Films. Wer bis zum Ende nicht wusste, dass dieser auf einer wahren Begebenheit beruht, dann im Abspann die realen Personen neben den extrem gut gecasteten Schauspielern sieht, mag milde gestimmt aus dem Kinosaal gehen. Pferdegeschichten funktionieren eben immer.

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