Kritik zu Die Muppets

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Kermit und Kollegen feiern Wiedervereinigung und stellen die Frage: Bist du ein männlicher Muppet oder ein muppetlicher Mann?

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Wenn sich die Stones zu einer gemeinsamen Show aufraffen, dann freut sich das mitgealterte Publikum über die Bierbäuche der einstigen Idole, bestaunt das Riesenechsengesicht von Keith Richards und das immer noch hüpfende Strichmännchen Mick Jagger. Wenn sich nun die größten Stars der sonntagnachmittäglichen TV-Unterhaltung im Kino wieder zusammenfinden, ist die Fallhöhe eine andere. Der Filz der Puppenhaut ist gnädiger als Keith Richards’ Oberleder. Die Kugelaugen werden selbst bei Drogenkonsum nicht trübe, Rücken und Hüftgelenke bereiten auch keine Probleme. Die Muppets sind zeitlos, genau wie das Ich, das durch die Augenlöcher in den Spiegel schaut und das Altern des leiblichen Rests bestaunt. Wenn diese schrulligen Puppen auf der Bühne etwas zur Disposition stellen, sind es ihre Affekte, ihr ganzes Sein. Und ein gutes Stück der noch erinnerungswarmen TV-Sozialisation der heute 40- und 50-Jährigen. Das ist, wenn man so will, das Drama der Muppets. Ihre Versagensangst, ihre Hybris, ihr ins Menschliche heruntergebrochenes Startum, das alles zusammen macht die Projektion unserer Wohnzimmerkindheit aus. Und den kindlichen Glauben, unter unseresgleichen, unter lärmenden, quietschbunten Wesen könnte man es schaffen. Das Leben oder die Kunst.

Der Weg auf die Bühne ist fast immer flankiert von einer kleinen rührenden Erweckungsgeschichte. Im Fall von Die Muppets ist dies Walters Coming-out als Muppet – die Initiation einer Stoffpuppe, die bis zur eigenen Entdeckung der Muppets dachte, sie sei mit ihren Eigenarten allein auf der Welt. Zusammen mit seinem Bruder Gray (Jason Segel) lebt Walter in Smalltown. Eines Tages brechen Walter, Gary und dessen Verlobte Mary (Amy Adams) zu einem Ausflug in die Muppet-Studios nach Los Angeles auf und werden prompt Zeuge, wie sich ein großkapitalistischer Fiesling namens Tex Richman (Chris Cooper) das heruntergekommene Gelände zwecks Ölausbeutung unter den Nagel reißen will. Die drei Kleinstädter machen Kermit ausfindig und ermutigen den grünen Exstar, das Ensemble der Muppet-Show wieder zusammenzutrommeln, um den Namen, die Ehre und das Studio zu retten.

Animal, den kriminell enthemmten Drummer, treiben sie bei einem Antiaggressionstraining auf. Gonzo, der ewige Bruchpilot, ist inzwischen als Klempner in kleinbürgerlicher Seligkeit angekommen. Miss Piggy arbeitet als Redakteurin der Pariser »Vogue«. Der schwedische Koch, Foozy Bär, das giftig vor sich hin säftelnde Kritikerpaar Waldorf und Statler und all die anderen finden zusammen und setzen das alte Theater noch einmal instand. Eine nicht abreißende Cameo-Serie von Film- und Fernsehstars assistiert ihnen dabei.

Mit viel Selbstironie und betont nostalgischem Anstrich erweist The Muppets Jim Hensons TV-Serie Reverenz, ehrt zugleich aber auch deren Sehnsucht nach dem altmodischen Variety-Entertainment von früher. Wenn Miss Piggy zu Kermits legendärem Song »The Rainbow Connection« auf einem Bötchen durch das Bühnenmondlicht fährt und zum Duett ansetzt, ist das keine Spur kleiner als Fred Astaire und Ginger Rogers.

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