Kritik zu Die große Stille

© X-Verleih/Philip Gröning

2005
Original-Titel: 
Die große Stille
Filmstart in Deutschland: 
10.11.2005
L: 
169 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Mutiges Experiment: Ein halbes Jahr lang beobachtete Gröning das Leben von Karthäuser-Mönchen. Ohne Kommentar erkundet er ein weltabgewandtes, karges, dem Glauben verpflichtetes Leben

Leserbewertung
4
4 (Stimmen: 1)

Einer Burg ähnlich liegt das Kloster an einem Hang in den Alpen. Ein raues Klima herrscht hier oben, vor allem im Winter. Aus grobem Stein sind die Mauern gebaut, und man kann sich vorstellen, dass sich schon seit Jahrhunderten hinter ihnen das immer gleiche Leben abspielt. Archaisch wirken diese Mauern, und ein Gefühl von Ungleichzeitigkeit kommt auch auf, wenn Philip Gröning den Alltag der Mönche zeigt - wie eine Geste der Rebellion gegen die moderne Gesellschaft

Rund ein halbes Jahr hat der Regisseur in der "Grand Chartreuse" gelebt, dem großen Karthäuserkloster in den französischen Alpen. Er hält die alltäglichen Verrichtungen der Mönche, die nur selten ihr Schweigegelübde brechen dürfen, mit seiner Digital- und Super-8-Kamera fest, beobachtet sie beim Kochen, bei der Gartenarbeit, bei der Messe und beim Beten in ihrer Zelle. Gröning stellt keine Fragen, liefert keine Hintergründe (etwa durch einen Off-Kommentar), er strukturiert seinen fast dreistündigen Film nur durch die immergleichen Rituale und den Ablauf der Jahreszeiten. Selbst die Zwischentitel, Bibelzitate, wiederholen sich und weisen dadurch auch darauf hin, welchen Stellenwert die Repetition im Leben eines Mönchs hat. "Und nach dem Feuer kam ein stilles Sausen", heißt es einmal in einem Zitat aus dem "Buch der Könige".

Dieses "stille Sausen" versucht Gröning sowohl in seine Bild- als auch seine Tonästhetik umzusetzen. Wenn nicht (viel) geredet wird, bedeutet das nicht, dass nichts zu hören ist. Das Knarren von Balken, das Hallen der Schritte, der Schnitt einer Schere - diesen sonst nur unbewusst wahrgenommenen Geräuschen kommt auf einmal eine ganz andere Bedeutung zu. Man meint fast, selbst das Fallen von Schneeflocken auf einmal hören zu können. Grönings Kamera insistiert. Sie zeigt in grobkörnigen Bildern die Kargheit der Zellen, die Struktur der Kutten, das Schneiden der Haare. Minutenlang beobachtet Gröning einmal einen Mönch in seiner Karthause beim stillen Gebet, und manchmal genügt ihm das Licht von ein paar Kerzen, wenn er die Mönche etwa beim nächtlichen (oder morgendlichen) Kirchgang filmt.

Das fordert dem Zuschauer einiges ab, und bei den Filmfestpielen in Venedig, wo Die grosse Stille Premiere hatte, haben selbst hartgesottene Journalisten vorzeitig den Saal verlassen. Aber wer sich auf diesen Film einlässt, nimmt teil an einem einzigartigen Versuch: so etwas wie spirituelle Erfahrung zu übersetzen. Und den Zuschauer an einem ganz anderen Zeiterlebnis teilhaben zu lassen.

Erkenntnisse sind durch diesen Film nicht zu bekommen - und ein solches Ansinnen weist Gröning auch weit von sich. Aber das Miterleben von Kontemplation und Meditation, Andacht und Arbeit sowie die geradezu impressionistische Beobachtung einer fast mittelalterlich wirkenden, abgeschlossenen Welt besitzt eine Faszinationskraft auch auf jene, die für Religiösität und Weltabgeschiedenheit nichts übrig haben. Und wer sich bis zum Schluss diesen Film ansieht, merkt: diese Mönche, sie können auch ganz anders.

Meinung zum Thema

Kommentare

Hätte das Jesus gewollt? So zu leben wie diese Kartäusermenschen? Leider lesen wir die Bibel nicht mehr, denn dort können wir erleben wie Jesus lebte, ob der kontemplativ Gebetet hat. Jesus sagte zu seinen Jüngermenschen; Gehet hin in alle Welt, geht zu den Menschen und sagt ihnen, dass sie Gott lieben sollen und die Gebote halten. Himmel und Hölle existieren! Gehen diese Mönche und Nonnen zu den Menschen und sagen das den Menschen? Nein! Sie leben ihr Leben ... Will das Jesus? Ohne Jesus sind wir verloren, um zu Gott zu kommen, müssen wir Jesus akzeptieren und unsere Sünden bekennen, so ist er gerecht und vergibt uns! Sagen das uns diese kontemplativen Mönche und Nonnen? NEIN

Ja, die Kartäuser dieser kontemplative Büßerorden gibt Zeugnis
von Jesus an uns Menschen.
Bitte in Büchern mehr über die Ordensgemeinschaft befassen,
über den hl.Bruno,die Kartäuser in Marienau,über die Gebetsgemeinschaft Brunonis im Internet usw.

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