Kritik zu Captive

© Paramount Pictures

Based on a true story: TV-Routinier Jerry Jameson hat mit Kate Mara und David Oyelowo ein Geiseldrama mit religiöser Wendung und plötzlicher Bekehrung in Szene gesetzt

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Es kommt selten vor, dass bei einem Film die Diskrepanz zwischen der Qualität der Schauspieler und dem Niveau von Drehbuch und Inszenierung so eklatant ausfällt wie bei »Captive«. Kate Mara, aus »House of Cards« noch in bester Erinnerung, spielt die ehemalige Drogenabhängige Ashley Smith, die ganz neu anfangen will. Doch am Abend vor einem Treffen mit ihrer kleinen Tochter wird sie in ihrer Wohnung von einem Mann namens Brian Nichols als Geisel genommen. David Oyelowo, so großartig als Martin Luther King in »Selma«, spielt diesen Verbrecher, der bei seiner Flucht aus dem Gerichtsgefängnis vier Menschen erschießt. »Captive« basiert auf einem realen Fall aus dem Jahr 2005. Aber der Film interessiert sich nicht für die Dynamik zwischen Geisel und Geiselnehmer, auch die persönlichen Hintergründe der beiden werden nur knapp angerissen. Die gesamte Inszenierung dient vor allem dazu, auf eine kurze Schlüsselszene hinzusteuern: Als Ashley ihrem Geiselnehmer aus einem Selbsthilfe-Bestseller des populären evangelikalen Kirchengründers Rick Warren vorliest – und ihn dadurch bekehrt. Nichols verfällt in eine Art Trancezustand, lässt sie gehen und stellt sich schließlich der Polizei.

Ob dieser Zusammenhang den realen Umständen entspricht, ist unklar. Aber Drehbuchautor Brian Bird, Spezialist für religiöse Fernsehstoffe und Mitglied der Kirchengemeinde Warrens, geht es ohnehin nur darum, ein Vehikel für seine Vorstellungen von Gotteskraft zu schaffen. Als Regisseur wurde der 80-jährige TV-Veteran Jerry Jameson angeheuert, der immerhin gut mit Schauspielern kann: Kate Mara und David Oyelowo gelingt es trotz allem, den Charakteren eine gewisse Tiefe zu verleihen und unser Interesse an ihnen anzufachen. Filmisch bewegt das Ganze sich allerdings auf dem Niveau eines altmodischen Fernsehspiels. So bleibt das Erstaunlichste an »Captive«, dass ein solches Nischenprodukt der amerikanischen Evangelikalen seinen Weg in unsere Kinos findet.

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