Kritik zu Brasserie Romantiek

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Ein kleines Restaurant empfängt seine Gäste zum Valentinstag: In der belgischen Komödie treffen Stadtneurotiker auf ein perfektionistisches Küchenteam

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Die Tische sind gedeckt, das Menü zum Valentinstag ist vorbereitet. Die resolute Pascaline (Sara de Roo) öffnet ihr kleines Ecklokal, an dem die Straßenbahn vorüberrumpelt, während ihr Bruder, der alkoholisierte Küchenchef Angelo (Axel Daeseleire), Koch und Köchin antreibt und seine Teenagertochter im Weg herumsteht. Der Abend wird kein Routinegeschäft, denn man will sich selbst übertreffen und eine zweite Gault-Millau-Mütze verdienen.

Die flämischen Fernsehautoren Jean- Claude van Rijckeghem und Pat van Beirs machten für ihr Skript zu Brasserie Romantiek Anleihen bei Sandra Nettelbecks melancholischer Komödie Bella Martha, nicht nur wenn Pascaline wie Martha in der Kältekammer verschwindet, um ihr Mütchen zu kühlen. So wie Küchenchefin Martha als Ersatzmutter für ihre verwaiste Nichte unversehens aus dem Tritt gerät, steht Pascaline in Brasserie Romantiek bald vor der Frage, ob sie ihre Nichte, die Halbwaisetochter von Angelo, verlassen wird.

Die »Haute Cuisine« als sozialer Ort, wo Arbeit als Kunst und maximal erfüllende Obsession erfahren, aber auch als stressige Diktatorenbühne erlitten wird – diese Metapher ist ein beliebtes Kinomotiv. Bella Martha schaukelte die Rivalitäten und Gefühlswirren bis auf eine Strafaktion Marthas für die ignorante Kundschaft in der Küche hoch und choreografierte die Leidenschaften als geschmeidigen Tanz um den Herd. Brasserie Romantiek legt es dagegen auf das Wechselspiel zwischen Restaurant und Küche an.

Der Film pendelt zwischen den Hälften eines geschlossenen Universums und löst die Stimmungen seiner skurril frustrierten Gäste in Einzelepisoden auf. Die Krux des Drehbuchs löst der Fernsehregisseur Joël Vanhoebrouck meist wenig einfallsreich in isolierte Schuss-Gegenschuss-Szenen auf. Die Paargeschichten funktionieren wie Sketche, das Restaurant wirkt ehr wie ein Fernsehstudio ohne Raumtiefe, Atmosphäre und Interaktion.

Als erster Gast bringt Frank, ein smarter Diplomat (Koen de Bouw) und einst Pascalines Geliebter, die Chefin aus der Fassung, als er sie einlädt, noch in der Nacht mit ihm nach Südamerika aufzubrechen – eine Botschaft, die das angespannte Verhältnis zwischen Bruder und Schwester backstage zum Kochen bringt. Die schutzbedürftige Mia (Ruth Becquart) verputzt aus Kummer über ihren treulosen Freund Pralinen, die womöglich wie süßes russisches Roulette wirken, verwickelt aber den Kellner und coolen Beziehungszyniker immer tiefer ins Gespräch, so dass man auf einen stereotypen Quickie in der Toilette landet. Dort verbrachte auch der gutherzige Neurotiker Walter (Mathijs Scheepers) die Hälfte seiner Auftritte vor seinem Macho-Double im Spiegel, um sich mit zotigen Sprüchen die Angst vor seinem Blind Date zu nehmen. Nicht zuletzt versetzt Roos (Barbara Sarafian) ihrem selbstverliebten Gatten (Filip Peeters) amüsante Nadelstiche und trifft große Entscheidungen. Auch Pascaline geht nachts zum Showdown mit Franks beredtem Liebeswerben hinaus auf die Straße. Der Valentinstag geht, das Restaurant bleibt.

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