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Auf ein Neues: Auch in der dritten Fortsetzung des Spielberg-Klassikers wird ein Dino-Freizeitpark zur Todesfalle
Was wurde von Teilen der Filmkritik gespöttelt, als Steven Spielbergs »Jurassic Park« 1993 in die Kinos kam: flache Charaktere, verschenkte Story, eine reine Technikschau und überhaupt: alles Kinderkram. Inzwischen ist der Film längst ein Klassiker, nicht zuletzt wegen einer Story, bei der die Amok laufenden, computeranimierten Dinos als clevere Metapher auf das digitale Kinozeitalter zwischen Faszinationskraft und aus dem Ruder laufendem Technikwahn funktionieren. Und nur Unverbesserliche würden heute noch die inszenatorische Finesse bestreiten, mit der Spielberg uns damals zum Staunen brachte.
Umso fataler ist es für »Jurassic World«, fortwährend auf den ersten Teil zu referenzieren. Denn damit wird ein Vergleich heraufbeschworen, dem der neue Film in keiner Hinsicht standhält. Da trägt ein Mitarbeiter des neuen Dino-Freizeitparks ein T-Shirt mit dem Logo des ersten Films, während der steinreiche Besitzer sich erklärtermaßen als Vermächtnis-Erfüller von Richard Attenboroughs Milliardär aus Teil 1 betrachtet. Dazu gehört für ihn auch die Züchtung völlig neuer, spektakulärer Kreaturen, denn an herkömmlichen Dinos haben die Park-Besucher sich längst sattgesehen. Diese Anspielung auf die Sensationsgier heutiger Kinogänger könnte in anderem Kontext amüsant sein, wirkt hier jedoch unangenehm heuchlerisch, da der Film sich selbst alle Mühe gibt, genau diese Superlativ-Mentalität zu bedienen. So ist es denn auch ein riesengroßer, hochintelligenter und ultraaggressiver Hybrid-Saurier namens Indominus Rex, der sich gegen seine Erschaffer wendet und die Erlebnisinsel ins Chaos stürzt. Chris Pratt spielt dabei einen Tiertrainer, der mit der zickigen Managerin des Parks sowie zwei Kindern dem angriffslustigen Dino ein Schnippchen schlagen muss. Ist es ein Zeichen der Zeit, dass Jeff Goldblums exzentrischer Charme diesmal Pratts humorbefreitem Bild des bodenständigen all-american-guy weichen muss?
Aber die uncharismatischen Charaktere sind nicht das einzige Problem. Dafür, dass in »Jurassic World« alles sehr laut und leichenreich vonstatten geht, ist es erschreckend langweilig. Wo Spielberg vor allem im unterschätzten zweiten Teil den Suspense meisterhaft verfeinerte und sein Kameramann Janusz Kaminski Nachtbilder zwischen Terror und Poesie gestaltete, da setzt der Regie-Newcomer Colin Trevorrow auf die immer gleichen Schreckmomente. Seine visuellen Zitate aus »Predator« und »Die Vögel« erinnern vor allem daran, dass man die originellsten Szenen bereits aus anderen, besseren Filmen kennt.
Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch die mäßigen CGI-Effekte. Die ersten Filme erzeugten Magie, indem sie möglichst realistische Dinos in ein reales Umfeld betteten; diesmal wirken die Saurier und Landschaften gleichermaßen artifiziell. Auch die erstaunlich schlechte 3D-Technik sowie die albernen Dialoge erinnen eher an ein trashiges B-Movie. So ist »Jurassic World« bisweilen näher an »Sharknado«, als einem 150-Millionen-Dollar-Film. Nur ist er leider nicht halb so amüsant.