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2024
Original-Titel: 
Wo/men
Filmstart in Deutschland: 
15.05.2025
L: 
84 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Kristine Nrecaj und Birthe Templin werfen in ihrem Dokumentarfilm einen behutsamen Blick auf die aussterbende Tradition der »Burrneshas« im ruralen Albanien

Bewertung: 3
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Als »Burrneshas« werden in der albanischen Gesellschaft Frauen bezeichnet, die ein Leben als Mann führen. Die Tradition gab es schon im Mittelalter, heute leben im ruralen Nord­albanien noch rund ein Dutzend Burrneshas, die alle mindestens fünfzig Jahre alt sind. 

Dahinter steckt meist eine freiwillige Entscheidung. Um der Familie zu helfen oder sich in der streng patriarchalen Gesellschaft den Erwartungen von Heirat, Familie und Mutterschaft zu entziehen, denn Burrneshas führen ein selbstbestimmtes Leben. Sie können ihren Beruf frei wählen, Familien-vorstand sein, allein das Haus verlassen, rauchen und trinken, sie werden respektiert. Alles Dinge, die Mädchen und Frauen verwehrt sind. Doch das hat seinen Preis: Burrneshas schwören den Eid der Enthaltsamkeit auf Lebenszeit.

Kristine Nrecaj und Birthe Templin begleiten in ihrem Dokumentarfilm sechs Burrneshas. Nrecaj gelingt durch Kenntnis von Sprache und Kultur ein sehr persönlicher Zugang. Sie gibt den Burrneshas viel Raum, ihre Motive und ihr Lebensgefühl zu beschreiben. Einige von ihnen haben sich schon als Kinder wie Jungen gefühlt. Andere sahen darin die einzige Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen oder ihrer Familie durch harte Arbeit zu helfen, nachdem der einzige Sohn gestorben war. Fast alle wirken mit sich im Reinen, so wie Marta, die älteste der Burrneshas, oder Sanja, der in einer Talkshow überzeugt erklärt, sich nie körperlich zu irgendeinem Geschlecht hingezogen gefühlt zu haben. Nicht alle benutzen das männliche Pronomen, sind für ihre Familien auch Tanten oder Mutterersatz. Es gibt aber auch die kurzen Momente, in denen einige Burrneshas ihre Wahl hinterfragen und spekulieren, wie ihr Leben heute verlaufen wäre. Dabei vertreten einige von ihnen und ihre Angehörigen zutiefst patriarchale Vorstellungen. Und das ist nicht nur ein albanisches Problem. »Warum sind Frauen und Männer nicht gleich?«, fragt Nrecaj eine der Burrneshas. »Das ist das Konzept«, erwidert diese und zeigt damit deutlich auf, dass Geschlechterrollen nicht auf unverrückbaren Naturgesetzen basieren, sondern veränderlich sind.

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