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»Feiert nicht Hochzeiten, sondern Trennungen!« In Jonás Truebas realistischer Komödie versucht ein Paar, die philosophische Devise im wahren Leben umzusetzen

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Ihre Freunde betrachten sie als »Legenden der Liebe«. Aber diese Legenden qualifizieren sich nicht für die Ewigkeit. Im 15. Jahr ihrer Beziehung beschließen die Filmemacherin Alejandra, genannt Ale (Itsaso Arana), und der Schauspieler Álex (Vito Sanz), sich scheiden zu lassen. Im Bett entwickeln sie eine von Ales Vater (Fernando Trueba) inspirierte Empfehlung: »Feiert nicht Hochzeiten, sondern Trennungen.« Also planen Ale und Álex eine Trennungsparty im September in Madrid. Ganz ernsthaft erscheinen sie anfangs nicht: »Nur so 'ne Idee.« Ale entdeckt immerhin inhaltliches Potenzial für ihre Arbeit: »Könnte als Film funktionieren.«

Den Beweis liefert Jonás Trueba mit »Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm«. In knapp zwei Stunden entwickelt er sein Thema, zeigt die ihm innewohnende Komik ebenso wie emotionale Blessuren. Die Frage, wer in Ales und Álex' Plan eingeweiht und zur Feier eingeladen werden soll, bereitet den Boden für unterhaltsame Effekte. Beim Englischunterricht versuchen die beiden, dem Privatlehrer ihre Absichten im fremden Idiom zu erklären: inhaltlich und sprachlich schwer verständlich. Die Umwelt zeigt sich überrascht vom Ende der Liebeslegende und äußert – gern wortreich beim Essen im Lokal – ihre Skepsis. Ale und Álex bekräftigen ihren Plan, immer mit dem beruhigenden Nachsatz: »Aber es geht uns gut.« Als Zeichen ihrer privaten Krise darf der Betrachter den ständig wachsenden Konsum von Alkohol und Zigaretten betrachten.

Die ernste Seite der Geschichte illustriert Trueba mit der Wohnungssuche der Hauptfiguren und gelegentlichen Streits, unter anderem über die Objektivierung von Frauen in Filmen. Die Dialoge zwischen Ale und Álex kennzeichnet ein fast schon dokumentarischer Duktus, sie erscheinen wie in Echtzeit aufgenommen. Mit anderen Worten: Es zieht sich. Der Film funktioniert aber dank der ausdrucksstarken Hauptdarsteller. Arana verkörpert eine in der Ehe dominierende, als Künstlerin jedoch an sich zweifelnde Frau. Sanz verleiht Álex Züge von jungenhaft-sorgloser Weichheit und leiser Melancholie. 

Nicht nur der Freundeskreis, auch der Film meldet immer wieder Zweifel am Schlusspunkt der Liebesgeschichte an. In einer nächtlichen Szene führt ein Alptraum Ales zu einer zärtlichen, das Paar verbindenden Geste. Als sie ihren Mann für ein Bewerbungsvideo für eine Filmrolle aufnimmt, entsteht eine Atmosphäre spannungsreicher Intimität. In dem von Regie und Darstellern fabelhaft gestalteten Moment eröffnet sich eine unerwartete Zukunftsperspektive.

Philosophisch untermauert wird dies von Ales Vater. Er versorgt seine Tochter unter anderem mit Werken des US-Philosophen Stanley Cavell und des Dänen Søren Kierkegaard. Dessen Werk »Die Wiederholung« legt er ihr besonders ans Herz. Die Ehe mit Álex möge sie nicht als endlichen Prozess betrachten, sondern als endlose Folge von Wiederholungen. O-Ton Kierkegaard: »Wiederholung, das ist die Wirklichkeit und der Ernst des Daseins. Wer die Wiederholung will, der ist im Ernst gereift.«

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