Sprudelmillionär Eddy (Alexander Fehling) lebt sorglos in den Tag hinein. Dabei steht die vom Vater geerbte Fabrik vor der Pleite, was zum Teil seine Schuld ist. Eddys süßes Leben, ein von Luxus geprägtes Trauerspiel, sorgt für schlechtes Image und fallende Verkaufszahlen. Eine »richtige Frau« würde den verwöhnten Müßiggänger auf Kurs bringen – doch das müsste dem Taugenichts jemand beibiegen. Dieser jemand ist, genau, ein Schutzengel – beziehungsweise Michael »Bully« Herbig.

Michael Herbig, Alexander Fehling (v.l.n.r.)
Nach Publikumserfolgen mit auf Kinoformat aufgeblasenen Sitcoms versucht Herbig sich neu zu erfinden. Sein Auftritt als Sensenmann in Vilsmaiers
Geschichte vom Brandner Kaspar inspirierte ihn wohl zu dem Motiv eines dienstbaren (Quäl-)Geistes, der nur in der Wahrnehmung der Hauptfigur präsent ist. Das kitschverdächtige Romantic-Comedy-Sujet interpretiert Herbig jedoch auf seine Weise. Die witzige Grundidee: Wie kann die Stimme des Gewissens Druck erzeugen, wenn der Adressat sich gegenüber allen guten Ratschlägen taub stellt? Der Schutzengel betätigt sich in pädagogischer Absicht als »Synapsen-Stalker«, er versetzt Eddy in eine private akustische Hölle des Musikantenstadels. Hierfür schlüpft er in die Rolle von Karel Gott und Stevie Wonder: Bully Herbigs komödiantisches Kerngeschäft.
Diese Trashparodien sind nicht abendfüllend, weswegen der stets eine Spur zu hysterisch angelegte Film trotz forcierter Schnittfolgen nicht in die Gänge kommt. Das liegt weniger an dem vitalen Alexander Fehling, der auf Gene Kellys Spuren im Regen singt. Klamauk allein reicht aber nicht aus, um das Publikum für eine verlorene Seele zu begeistern. Der Film denkt sich nicht in die Entwicklung dieses jungen Mannes hinein, weshalb zwischen Eddy und Mina Tander als Altenpflegerin kaum ein Funke überspringt. Diese Schwäche wird mit Getöse überdröhnt, darunter die Musik der nicht mehr so ganz Fantastischen Vier und eine ebenso ausgedehnte wie sinnfreie Verfolgungsjagd durch Hamburg. Mit stockfischigen Sexwitzen wie aus dem Schulmädchenreport testet der Komiker offenbar das Niveau nach unten aus.

Alexander Fehling
Dabei hat die Comedy ihre Momente. Das eingefrorene Bild einer Orgie, bei der die Kamera geisterhafte Figuren in ihrer Sünden Blüte umkreist, kann sich sehen lassen. Charmant ist die Schlussszene: In Anspielung an den Nike-Spot kicken sich rüstige Ü-70-Ronaldos zur Musik vom »Aktuellen Sportstudio« artistisch Blechdosen zu. Auch als Schutzengel, der sich mit einer melancholischen Schlusspointe verabschiedet, schaut man dem Darsteller Herbig gerne zu. Als Autor und Regisseur fehlt dem Komiker leider das Gespür fürs Innenleben seiner Figuren. Statt sich an Äußerlichkeiten wie dem amerikanischen Look zu orientieren, hätte die ambitionierte Produktion sich besser von französischen Komödien inspirieren lassen, bei denen die Charaktere selbst dann überzeugen, wenn es albern zugeht. Schade, dass der Film nicht funktioniert. Denn zwischen Til-Schweiger-Komödien und bedeutungsschweren Meditationen über Berliner Siff-WGs gibt es im deutschen Film immer noch ein gewisses Vakuum.