Aktuelles
19.12.2025
Im Gespräch erklärt Regisseurin Hafsia Herzi, warum sie Fatima Daas' Roman verfilmt hat, wie sich innerer Monolog ins Kino übersetzen lässt und wie persönliche Erfahrungen ihre Arbeit mit Darstellerinnen prägen.
02.12.2025
Die Frankfurter Frauen* Film Tage »Remake« feiern ihre fünfte Ausgabe. Einer der Schwerpunkte ist das Werk der Dokumentarfilm-Pionierin Gisela Tuchtenhagen. Kuratorin Fiona Berg führt kompakt in ihr Werk ein.
26.11.2025
Ein Gespräch mit Regisseur und Disney-COO Jared Bush über die Entstehung von »Zoomania 2«, neue Figuren, technische Herausforderungen – und warum eine Schlange zur Schlüsselfigur wurde.
25.11.2025
Julian Radlmaier, geboren 1984 in Nürnberg, ist Regisseur und Drehbuchautor. Er studierte Filmwissenschaft an der FU Berlin und Regie an der dffb. Sein Abschlussfilm »Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes« feierte 2017 in Rotterdam Premiere. Die Vampirkomödie »Blutsauger« lief 2021 im Encounters-Wettbewerb der Berlinale. Radlmaier lebt in Berlin.




Hat die Zensur die Seiten gewechselt?
Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, da kamen Zensurwünsche und -forderungen ausnahmslos von konservativer Seite. Zensiert wurde Nacktheit und Gewalt. Heute scheint sich darum nie mehr zu kümmern. Warum? Ist die konservative Seite tolerant geworden? Oder ist sie nur gleichgültiger als früher?
Auf dem US-Sender Fox laufen ungehindert progressive Serien wie "Simpsons" oder "Family Guy". Dagegen wurde die Serie "Last Man Standing" von ABC abgesetzt, nachdem sich der Hauptdarsteller zu negativ über "Liberale" geäußert hatte. Man hat das Gefühl, das konservative Lager sei toleranter als das "liberale".
Während von liberaler Seite permanent mehr Diversität gefordert wird, steht dem ja gar keine Forderung der Konservativen nach mehr Rückständigkeit entgegen. Und wenn es eine solche Forderung gibt, wird sie nicht mit dem gleichen Nachdruck verfolgt. Kein noch so konservativer Kritiker würde es wagen, einen Film zu verreißen, weil darin zu viele Frauen oder schwarze Männer vorkommen. Aber die liberale Seite könnte umgekehrt problemlos ein zu viel an "weißen Männern" beklagen und damit sogar eine komplette Filmkritik begründen.
Während die Liberalen bestimmte Wörter sogar aus Literaturklassikern verbannen wollen, steht dem ja gar nicht die Forderung der Konservativen gegenüber, diese Worte in Gegenwartsbücher einzubauen. Während ein nackter Busen nun von konservativer Seite gleichgültig betrachtet wird, sieht die links-liberale Seite darin reinen Sexismus, den es zu unterbinden gilt.
Kann es sein, dass der Neo-Liberalismus unter den Liberalen zu einer Art kognitiven Dissonanz geführt hat, die nun über abstruse Zensurforderungen ihre Bahn schlägt, während die Konservativen einfach merken, dass sie gar nichts tun müssen, damit die Welt sich nach ihren Vorstellungen verändert? Ich bin einfach nur verwirrt. Die Welt über die Zensur von Kunst (und inzwischen auch durch die Zensur der Künstler) nach den eigenen Vorstellungen zu formen, das war für mich immer eine konservative Herangehensweise.