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Culture-Clash-Komödie, das können wir auch! Die deutsch-türkische Regisseurin Buket Alakus hat einen Roman der Berliner Journalistin Hatice Akyün verfilmt. Es geht um die Suche nach Mr. Right und die Unmöglichkeit, es allen recht zu machen
Wenn die Ampel auf Rot schaltet, ist es wieder einmal Zeit für ein ernstes Gespräch zwischen Vater und Tochter. Über die Jahre hinweg hat Ismail Coskun (Adnan Maral) die lange Ampelphase immer wieder dazu genutzt, der Ältesten seine Vorstellungen von einem zukünftigen Schwiegersohn zu unterbreiten. Dabei wurden die väterlichen Ansprüche immer weiter heruntergeschraubt. Anfangs sollte es unbedingt ein Türke sein, später nur noch ein Muslim gleich welcher Nationalität, und mittlerweile würde sich der Vater mit einem Deutschen begnügen. Immerhin ist die Tochter schon 34, und in der türkischen Gemeinde Salzgitters wird Ismail schon mitleidig belächelt. Aber Hatice (Idil Üner) hat ihre eigenen Vorstellungen. Ein besitzergreifender, eifersüchtiger Türke kommt für die erfolgreiche Journalistin als Ehemann nicht infrage. Ein Deutscher mit blauen Augen und modernen Lebensvorstellungen soll es sein. Aber als ihre jüngere Schwester Fatma (Sesede Terziyan) schwanger wird, gerät Hatice unter Druck. Denn der Vater hält streng an der anatolischen Sitte fest, dass zuerst die ältere Tochter unter der Haube sein muss, bevor die jüngere den Bund der Ehe eingehen darf.
Mit ihrem autobiografisch inspirierten Romandebüt »Einmal Hans mit scharfer Soße« hat die Berliner Journalistin Hatice Akyün einen unterhaltsamen Blick in den multikulturellen Kosmos einer deutsch-türkischen Familie geworfen, der sich gezielt von der sozialarbeiterischen Sicht deutscher Integrationsdramen distanziert. Der Konflikt zwischen Tradition und Moderne sollte hier nicht anhand von Ehrenmorden und Kopftuchdebatten erörtert werden, sondern an der Schwierigkeit, zwischen den Kulturen den Mann fürs Leben zu finden. Buket Alakus (Eine andere Liga) hat den Stoff nun fürs Kino adaptiert und den locker-flockigen Geist der Vorlage übernommen.
Der Vater, der auch im tiefsten Winter am Grill steht, die Mutter, die ganze Legionen bekocht, die Tochter, die am Ortseingang den Minirock gegen ein züchtigeres Modell eintauscht – Alakus spielt mit den Klischees, ohne sie jedoch wirklich zu konterkarieren. Der Humor bleibt freundlich und wird nie wirklich bissig, die komödiantischen Turbulenzen bewegen sich im überschaubaren Bereich. Wie in den meisten Multikultikomödien lebt auch hier die Dramaturgie davon, dass sich der Familienpatriarch nicht von seinen traditionellen Vorstellungen wegbewegen will und alle anderen ebenso verzweifelt wie vergeblich versuchen, den Ansprüchen gerecht zu werden.
In Einmal Hans mit scharfer Soße ist der Hindernisparcours bis hin zu einem schwulen Scheinschwiegersohn, der den Cousin an der Vorgartenhecke vernascht, recht weiträumig verlegt. Das ändert jedoch nichts daran, dass die vermeintlich eherne Tradition, die Töchter nacheinander zu verheiraten, als dramatischer Hebel einfach zu schwach ausfällt und der redundante Inszenierungsstil zu deutlicher Materialermüdung führt. Wie ein aufgeregtes Huhn flattert diese Multikultikomödie laut gackernd über den Hof, ohne wirklich abheben zu können.