Kritik zu Enkel für Anfänger

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In der bestens besetzten Komödie von Wolfgang Groos stellen sich fitte Rentner für die Betreuung von Kindern ohne Großeltern zur Verfügung

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Die Idee klingt gut: eine Komödie, in der unsere rüstigen Rentner auf die Schippe genommen werden, die sich mangels eigener Enkel als Großeltern für den schwierigen Nachwuchs von heute zur Verfügung stellen. Die Besetzung ist geradezu inspiriert: Maren Kroymann als brave Gattin, die unter der mangelnden Unternehmenslust ihres Rentnerehemanns (Günther Maria Halmer) leidet, Heiner Lauterbach als schwuler Arzt im Ruhestand, der seit dem Tod des Lebenspartners keinen sozialen Anschluss mehr findet, und Barbara Sukowa als hippieske Frohnatur, die es im Leben nicht weiter als in einen Wohnwagen gebracht hat. Bei so viel Schauspielprominenz lässt man sich die absehbare Pointe, dass hier nicht die Enkel, sondern die Großeltern endlich erwachsen werden müssen, noch einigermaßen gefallen. Weniger schön ist einmal mehr die lieblose Inszenierung des Ganzen.

Der Trend geht zum Klischee: Das an der Oberfläche so stimmige Konzept der Mehrgenerationenkomödie wird von lauter Einfällen unterminiert, die entweder aus der Pädagogenmottenkiste (statt Smartphone-Bildschirm die gute alte Schreibmaschine als Therapie für aufmerksamkeitsgestörte Kinder) oder dem Repertoire von Mario Barth (übervorsichtige Öko-Eltern mit ihren »absurden« Essensregeln) stammen könnten. Die wesentlichen Konflikte sind bereits zur Hälfte der Laufzeit gelöst, denn natürlich kommen die neuen Großeltern bei den Ausleihenkeln großartig an; Schwierigkeiten machen, wie in fast allen deutschen Kinderfilmen, vor allem die dämlichen Eltern. Mit anderen Worten: Keine der dargestellten Beziehungen von Alt und Jung wirkt besonders realistisch. Ob Drehbuchautor Robert Löhr schon mal dabei war, wenn bis dato kinderlose 70-Jährige versuchen, Zehnjährige zu beschäftigen? Nicht, dass es so unwahrscheinlich wäre, wenn sich Jung und Alt verstehen – der Prozess der Annäherung verläuft einfach so viel interessanter und aussagekräftiger ab als die Ad-hoc-Harmonie, die in »Enkel für Anfänger« behauptet wird.

Meinung zum Thema

Kommentare

Der Film "Enkel für Anfänger" ist super, keine Frage. Wir hatten nur etwas ganz anderes erwartet. Diese falsche Erwartung kam auch nicht zuletzt deshalb, weil die Vorschau ein ganz anderes Bild auf die Dinge gab.
Für Kinder ist dieser Film schon mal gar nichts und so lustig, wie er in der Vorschau angepriesen wurde, ist er auch nicht. Es ist lediglich die Erkenntnis, dass die Menschen in älteren Jahren auch durchaus mal getrennte Wege gehen sollten, um sie dann wiederzufinden. Damit meine ich jetzt nicht eine dauerhafte Trennung, sondern einfach nur, dass sich jeder einen langgehegten Wunsch erfüllt, auch wenn der Partner das nicht mag. Dafür kann der andere Partner dann auch mal seinem Wunsch-Hobby nachgehen.
Fazit ist: Wir alle sollten offen für neues sein und nicht gleich alles ablehnen, nur weil man es noch nicht so gut kennt.

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