Kritik zu Das Leben ist ein Fest

© Universum Film

Nach ihrem trendsetzenden Erfolgsfilm »Ziemlich beste Freunde« überrascht das Regieduo Eric Toledano und Olivier Nakache mit einer ungewöhnlichen Ensemblekomödie über ein glamouröses Hochzeitsfest

Bewertung: 4
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Der Lammbraten ist verdorben? Dann kommt der »Gruß aus der Küche« zum Einsatz: Füttere die Gäste mit Teigtaschen, gefüllt mit salzigen Sardellen, und serviere Mineralwasser und Bier, auf dass die Mägen aufquellen. Da überdies der eitle Bräutigam vor dem Hauptgang eine längere Rede hält, haben die Caterer Zeit, klammheimlich für Lammfleischnachschub zu sorgen. Es ist immer erfrischend, wenn die Handlung von Spielfilmen durch die Beobachtung des Berufsalltags mit seinen praktischen Kniffen geerdet wird. In dieser facettenreichen Komödie wird, von einem Tag zum nächsten, der Ablauf eines glamourösen Hochzeitsfestes in einem Schloss geschildert – jedoch aus Sicht der Heinzelmännchen hinter den Kulissen, den Angestellten und des Chefs einer auf Hochzeitsevents spezialisierten Firma. Bandleader James, der sich als cooler Rocker sieht, muss freundliche Senioren und ihre Wünsche nach Vico-Torriani-Liedern abwimmeln. Der schmierige Hochzeitsfotograf Guy ärgert sich über Handy-Fotografen. Und der neurotische Exliteraturlehrer Julien erkennt in der Braut seinen früheren Schwarm.

Zusammengehalten wird die Truppe von Max, und hier wird es interessant. Denn in französischen Filmen sind Unternehmer, sofern ihre Betriebsgröße vier Mann übersteigt, meist Buhmänner und Witzfiguren auf der falschen Seite des Klassenkampfes. Anders aber als die hitzköpfigen Patrons à la Louis de Funès wird Max – Jean-Pierre Bacri mit Augenringen und viel Melancholie – als müder Held porträtiert, der zu viele Bälle in der Luft zu halten versucht. Mehr Kindergärtner als Macher muss er nicht nur die zankenden Angestellten im Team befrieden, sondern auch zwei Frauen – die frustrierte Geliebte und die Ehefrau – managen. Kundengemecker und Katastrophen hat der gewiefte Unternehmer zwar eingepreist. Doch beim Anblick eines vermeintlichen Finanz-inspektors wird er ohnmächtig. Bei Max' verzweifeltem Exkurs über Schwarzarbeit und Steuern dürfte Staatspräsident Emmanuel Macron das Herz aufgehen.

Tatsächlich ist dies ein Ensemblefilm oder »film chorale«, wie ein mehrstimmiger Chor orchestriert, in dem, trotz manchmal tiefergelegter Gags, die Macken der Charaktere nie an schrillen Klamauk verraten werden. Das Fest wird zur Lebensmetapher, zum Hohelied auf die unermüdlichen Wurstler, hin- und hergerissen zwischen Plan und kreativer Abweichung, deren Selbstbild fortwährend von der Realität korrigiert wird. Mit dieser feingetakteten Mischung aus Poesie und Komik, Sarkasmus und Herz, ist dem Regieduo Toledano/Nakache abermals eine ziemlich tolle Komödie gelungen. Leider dürfte diese außerhalb Frankreichs wenig Chancen haben, weil der Wortwitz nahezu unübersetzbar ist. Dazu gehören etwa Running Gags wie jene Missverständnisse, die aus Max' Problemen mit der Smartphone-Autokorrektur erwachsen. Und was in seinem Gespräch mit knauserigen Kunden in deutscher Übersetzung als arrogant daherkommt, lässt den an »Asterix«-Sprechblasen erinnernden Esprit zumindest erahnen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ich kann die Lobeshymnen auf diesen Film nicht verstehen. die Witze sind älter als Methusalem, die Charaktere flach, der Film hat keinen Höhepunkte, er plätschert so dahin. Ich muss sagen, ich habe mich null amüsiert. Ich habe den Film regelrecht abgesessen.

Sie armer Mensch!

er hat absolut recht @Katinka.
Und die Bezeichnung "arm" bei einer kleinen Filmkritik ist absolut daneben und peinlich. Guten Tag.

Das war leider Zeitverschwendung. Also im Film passiert einfach nicht, die Witze sind flach und schlecht. Kann sein dass er im Französischen von den Sprechern lebt aber im Deutschen sind die Witze allemal jämmerlich. Hab den Film auch abgesessen und am Ende über das Happy End etwas geschmunzelt, mehr nicht. Kein Vergleich zu "Ziemlich beste Freunde" (superfilm) oder "Monsieur Claude und seine Töchter" (guter Film).

Ich fand den Film wunderbar und habe (fast) nonstop Traenen gelacht. Herrlich!

Ich habe die deutsche Fassung nicht gesehen. Ich kann nur sagen dass es (un der französischen Fassung) um eine der besten (tiefgründigeren) Komödien der letzten Jahre handelt. Es ist diese Mischung von menschlichen Problemen, pointierten Witzen und den Einblick hinter die Kulissen eines Events (mit den Augen des Event-Managers und seiner Angestellten) die diesen Film so einzigartig machen. Aber, wie gesagt, ich spreche nur von der franZösischen Fassung...

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt