Kritik zu Agonie

© Zorro Film

Der Wiener Regisseur David Clay Diaz zeichnet in seinem stilsicheren Debüt die Stimmungslage zweier junger Männer nach, die sich nicht begegnen

Bewertung: 4
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

»Irgendwas stimmt nicht mit dir«, sagt die genervte Mitbewohnerin des smarten Jurastudenten. Wie hospitalisiert wirft der adrette Junge permanent einen Tennisball an die Wand. Als wäre er in einer Zelle gefangen. Dabei läuft es eigentlich recht gut bei ihm. Seine Freundin ist ausgesprochen liebreizend. Dass sie zufällig mitbekommt, wie er im Multiplex Popcorn verkauft, ist für sie kein Problem. Für Christian jedoch, der zur Hälfte noch bei seiner Mutter wohnt und mit einem geleasten Auto Eindruck schindet, bricht unmerklich etwas zusammen. Was genau aus dem Ruder läuft, wird nicht so recht klar. Doch diese Unschärfe ist die Stärke dieses Debüts von David Clay Diaz, einem in Paraguay aufgewachsenen Wiener.

Im Gegensatz zum smarten Christian (Samuel Schneider) sind die Defizite des kettenrauchenden Alex (Alexander Srtschin) offensichtlich. Der tätowierte Kurzhaarproll stählt seinen Körper im Boxclub, lässt aber den besten Freund in einer provozierten Schlägerei im Stich. Der Versuch, sich mit einem Mädchen auszusprechen, gipfelt in einem Gewaltausbruch. Seine »Emotionen« verpackt er in einen aggressiven Rap, bei dem er frauenfeindliche Fäkalklischees in Schüttelreime presst.

Alex und Christian könnten nicht unterschiedlicher sein, sind aber beide von der Welt durch eine gläserne Wand getrennt. Obwohl sie sich nicht kennen und einander nicht begegnen, spiegelt der Film ihre Geschichten überraschend ineinander. Dilettantisch anmutende Schnitte geben der fragmentarischen Erzählung einen prägnanten Rhythmus. Wenn Einstellungen eine gefühlte Zehntelsekunde zu früh abbrechen, entstehen packende psychologische Cliffhanger. Diese ausgeklügelte Montage und eine präzise Schauspielerführung geben dem typisch wienerisch morbiden Doppelporträt eine ganz eigene Atmosphäre. Der im Vorspann gegebene Hinweis auf ein rätselhaftes Gewaltverbrechen und der dazu eingeblendete TV-Bericht engen die Erwartungshaltung allerdings etwas ein. Dennoch leuchtet Diaz die im Filmtitel angezeigte Gefühlslage originell und angenehm unpsychologisch aus.

Meinung zum Thema

Kommentare

Schade, dass im deutschen Fernsehen solche Filme gezeigt werden, die ein deutscher nicht verstehen kann, was war das für eine Sprache? Deutsch auf jeden Fall nicht.

Leider ist die Tonqualität dieses Filmes so schlecht, dass es einem unmöglich gemacht wird alles zu verstehen. Ich finde es außerdem eine Frechheit, ein so tragisches Verbrechen so falsch darzustellen. Mein herzliches Beileid an alle Angehörige der Betroffenen, ich hoffe sie werden diesen schlechten Film nicht sehen. Bin doch sehr stark verwundert und verärgert , dass so etwas erlaubt ist!!!

Meli, wer so hart kritisiert, muss auch begründen. Was soll so falsch dargestellt sein? Ich finde, der Film macht die Leere und die Erwartungslast, unter der beide Männer leiden, sehr gut deutlich. Schlechter Film? Ich finde den Film sehr gut, sehr konsequent und klar, er regt zum Nachdenken an und gibt viele Hinweise ohne mit endgültigen Erklärungen zu soziologisieren. Und er beutet das schreckliche Thema nicht als Krimi-Story aus, sondern macht gleich am Anfang klar, um was es geht und wie es endet.
Dass "so etwas" erlaubt ist – ja, das nennt man Kunstfreiheit. In den Ländern, wo es die nicht gibt, wollen Sie nicht leben.

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt