Eigentlich wollte er seine Komposition "Visionen" nennen, aber die waren nicht willkommen in dem Klima, das nach der Niederschlagung des Volksauftstands von 1956 herrschte. Statt dessen gab György Ligeti ihr den Titel "Atmosphères", der ebenso umfassende, aber politisch unverfänglichere Assoziationen weckte. Er behielt ihn auch bei, als er in den Westen floh. Das Stück wurde zum Passierschein seines Ruhms.
Antonio Pietrangeli, den das Berliner Arsenal gerade mit einer Retrospektive ehrt, nahm es sehr genau. Einmal, so berichtete Ettore Scola, ließ der Regisseur ihn und seinen Co-Autor Ruggero Maccari aus Rom anreisen, um ihre Zustimmung zu einer Drehbuchänderung einzuholen. Als sie am Set in Parma ankamen, trauten sie ihren Ohren nicht. Pietrangeli verlangte von ihnen nicht etwa, eine Szenenfolge nachzubessern oder an einer Dialogpassage zu feilen. Er bat sie, ein einziges Wort in den Regieanweisungen zu ändern: Würden die Autoren ihm erlauben, die Szene auf einem Balkon spielen zu lassen?
Der Mai begann nun tatsächlich mit dem Streik der Drehbuchautorengilde in den USA. Aber der Vormonat klang mit einigen guten Nachrichten aus. Drei haben mich besonders gefreut. Zuallerst ist das natürlich die Kunde aus Teheran, dass Jafar Panahi seinen Pass zurückerhalten hat und das Reiseverbot für ihn aufgehoben wurde.
Es steht zu befürchten, dass dies ein reichlich monotoner Eintrag wird. Das Risiko besteht, wenn man über jemanden schreibt, von dem man annehmen darf, dass er ohne Tadel war. Aber vielleicht gelingt es mir, meiner Bewunderung für den gerade verstorbenen Harry Belafonte doch einige Facetten zu verleihen.
Sechs Tage muss Captain Nathan Brittles noch in seinem Kalender ausstreichen, dann schickt ihn die US-Kavallerie in den Ruhestand. Seine Ordonnanz, der trinkfeste Sergeant Quincannon, sieht dem Datum voller Nostalgie entgegen: "Die Armee wird nicht mehr Dieselbe sein, wenn Sie weg sind." Nein, erwidert sein Vorgesetzter abgeklärt, die Armee wird immer Dieselbe sein, Sonne und Mond verändern sich, aber die Armee verändert sich nicht.
Eigentlich müssten mit dem medialen Wandel in Kaliornien wieder Goldgräberzeiten angebrochen sein. Die wachsende Zahl von Streamingplattformen braucht immer mehr von dem, was man heute ratlos "Content" nennt. Davon müssten Drehbuchautoren normalerweise auch profitieren. Tatsächlich jedoch, beklagt deren Gewerkschaft, sind ihre Honorare rückläufig.
Der Starruhm von Timothée Chalamet ist ein Phänomen, das ich mit Freude und Unglauben betrachte. Ich gönne ihm diesen von Herzen, aber bin nicht sicher, ob er ihn verdient.
Der Schmerz braucht kein Vorbild. Ein Filmemacher muss ihn kennen oder sich ihn wenigstens vorstellen können. Anderswo abschauen lässt er sich jedenfalls nicht. Aber das schließt nicht aus, dass er eine Genealogie hat.
Schwer zu sagen, ob „Tagebuch meiner Kindheit“ nun eine Phase im Werk von Marta Mészàros' Werk abschließt oder ob mit ihm 1982 eine neue beginnt. Gleichviel, der Film, den arte heute Abend in der Reihe „ArteKino Classics“ zeit, stellt ein wichtiges Scharnier dar in dieser spannenden Filmographie.
Es wäre Unfug, einen Maigret-Film in der Gegenwart anzusiedeln. Diese Figur ist an Sitten und Klima jener Epoche gebunden, die Claude Chabrol einmal "le temps Simenon" nannte. Sie verknüpft sich mit der Topographie eines Paris, in dem es noch kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe gibt und die gesellschaftlichen Sphären sich nur begegnen, wenn ein Verbrechen begangen wurde. Das hat Patrice Leconte also schon mal richtig gemacht.
Lena Urzendowsky 24, Schauspielerin, hatte Auftritte in der Erfolgsserie »Dark«, gehörte zum Ensemble von »How to Sell Drugs Online (Fast)« und »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo«. Im Kino spielte sie 2020 die Hauptrolle in Leonie Krippendorffs »Kokon«; Andreas Dresens »In Liebe, Eure Hilde« war im Wettbewerb der Berlinale. Im April ist sie in Michael Kliers »Zwischen uns der Fluss« zu sehen.