MagentaTV: »Hotel Portofino«

»Hotel Portofino« (Serie, 2022). © MagentaTV

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Oben und unten in Ligurien

Wenn davon die Rede ist, welche TV-Serien der vergangenen 20 Jahre popkulturell die prägendsten und einflussreichsten waren, dann ist stets von »Breaking Bad«, »Atlanta« oder »Fleabag« die Rede. Auch »The Leftovers«, »House of Cards« und natürlich »Game of Thrones« haben unverkennbar Spuren hinterlassen. Kaum jemand erwähnt bei solchen Aufzählungen dagegen »Downton Abbey«. Dabei war die Serie nicht nur von 2010 an fünf Jahre lang ein preisgekrönter Welthit, der sogar zwei Kinofilme nach sich zog. Sondern bis heute lassen sich im TV-Programm in schöner Regelmäßigkeit Produktionen finden, die ihre Existenz nicht zuletzt dem Erfolg von »Downton Abbey« zu verdanken haben.

Während Julian Fellowes mit »Belgravia« und »The Gilded Age« bereits zwei neue Serien schuf, für die er sein eigenes Erfolgskonzept kopierte, kamen andere auf die Idee, das »Downton«-Gerüst mit malerischen Urlaubskulissen zu kombinieren. Nach »Beecham House« in Indien und »The Durrells« in Griechenland geht es bei »Hotel Portofino« – der Titel deutet es an – nach Italien.

In den 1920er Jahren eröffnet die Britin Bella Ainsworth (Natascha McElhone) im malerischen Portofino ein Hotel, das nicht zuletzt ihrer Familie als Neustart dienen soll. Die Ehe mit Cecil (Mark Umbers), der zu viel trinkt und Geld verprasst, ist nicht mehr wirklich glücklich, derweil der Erste Weltkrieg besonders für die Kinder traumatische Folgen hatte: Alice (Olivia Morris) verlor ihren Mann, und Lucian (Oliver Dench) hat als Soldat nicht nur innere Verletzungen erlitten. Doch das Treiben der Ainsworths wird kritisch beäugt, sowohl von snobistischen Gästen aus der britischen Oberschicht als auch von einheimischen Faschisten, die zusehends an Einfluss gewinnen.

Genau wie bei »Downton Abbey« mischen sich auch bei »Hotel Portofino«, geschrieben von Matt Baker, soapiges Familiendrama und turbulente Romanzen mit historischem Zeitgeschehen und Momenten von Heiterkeit. Während Mussolinis Schergen die eigentlich selbstbewusste Neugeschäftsfrau unter Druck setzen, soll ihr Sohn möglichst gewinnbringend unter die Haube gebracht werden, wird aber unterdessen von mindestens drei anderen Anwesenden begehrt. Nebenbei wird ein großer Kunstbetrug geplant, unabhängig davon lernt die englische Köchin die Vorzüge des Olivenöls schätzen, derweil Lady Latchmere (die immer sehenswerte Anna Chancellor) den Limoncello zur Verdauung trinkt wie Limonade und sogar – der Zeit weit voraus – Yoga mit Meerblick auf dem Programm steht.

So idyllisch das ligurische Panorama sein mag, so wenig kann »Hotel Portofino« vergessen machen, dass man all das so ähnlich schon einmal gesehen hat. Und eben leider besser, sowohl was einen Großteil der schauspielerischen Leistungen angeht als auch die Finesse der Drehbücher. Was bleibt, ist betulich-gediegene Unterhaltung in etwas zu knalligen Farben, die sich gut beim Bügeln gucken lässt, aber anders als das große Vorbild nicht gerade das Zeug zum Straßenfeger hat.

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