Mediathek: »Marilyn Monroe – Tod einer Ikone«

»Tod einer Ikone – Marilyn Monroe« (2022). © Alamy

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Zu Tode geliebt

In der Universitätsbibliothek von Los Angeles befindet sich eine Schachtel mit der Nummer 39. Die, lässt uns Arte wissen, »verspricht neue Hinweise« auf die Hintergründe des geheimnisumrankten Ablebens Marilyn Monroes. Es klingt, als habe das Autorenteam Albert Knechtel und Ira Beetz das Rätsel geknackt. Ein Werbetrick – der Karton bleibt zu. Er darf erst 2039 geöffnet werden.

So hat es der Besitzer, der 1979 verstorbene Psychotherapeut Dr. Ralph Greenson, verfügt. Der Freudianer zählte neben Tony Curtis, Frank Sinatra, Vivian Leigh auch Marilyn Monroe zu seinen Klienten. Die Sitzungen schnitt er mit, und da die Schauspielerin intime Beziehungen unter anderem zu John F. Kennedy und dessen Bruder Robert pflegte, könnten die Tonbänder delikates Wissen enthalten.

Monroe starb 36-jährig am 4. August 1962. Angebliche Todesursache: »mutmaßlicher Selbstmord«. Doch es gibt Unstimmigkeiten und unverständliche Einflussnahmen. Monroe hatte eine tödliche Dosis Barbiturate im Blut, aber keine Tabletten im Magen. Laut den ersten Ermittlern am Auffindeort stand kein Getränk in Reichweite. Sollte sie so viele Pillen trocken heruntergewürgt haben? Aufgefunden wurde Monroe von ihrer Haushälterin. Die verstrickte sich in Widersprüche, wusch die Bettwäsche, ehe die Polizei eintraf. Es gab allerlei, was erfahrene Ermittler stutzen lässt: Einbruchspuren, nachmittägliche Besuche von Robert F. Kennedy und Schauspieler Peter Lawford, einen Streit Monroes mit ihrer Presseagentin, die gleich am nächsten Morgen plötzlich verreiste. Monroes Telefonbüchlein war unauffindbar, Gewebeproben und Autopsiefotos verschwanden.

Die Autoren ziehen Fachpersonal zurate. Den Rechtsmediziner Knut Albrecht, den Kriminalisten Thomas E. Gundlach, die Kriminalpsychologin Lydia Benecke. Die Schauspielerin Florence Kasumba, die hier, wohl ihrer Mitwirkung im »Tatort« wegen, auch als »Ermittlerin« geführt wird, stellt Fragen und beteiligt sich an den Gedankenspielen.

Monroes Biografie kann nicht unberücksichtigt bleiben. Die feministische Historikerin Lois Banner hat dazu intensiv geforscht. Wie ihre Mutter und Großmutter litt Monroe an Depressionen, sie wuchs als Pflegekind auf, hatte eine unglückliche Kindheit, wurde sexuell missbraucht.

Als naive Blondine mit Sex-Appeal wurde sie berühmt, ein männliches Wunschbild, erschaffen von den Strategen der 20th Century Fox, von Monroe selbst gepflegt. Sie erscheint im Film als eine Art Leibeigene der Studiobosse. Doch sie gebot über ihr öffentliches Bild, gründete eine Produktionsfirma, initiierte in ihren letzten Jahren Filmprojekte nach ihrem Gusto. Unerwähnt bleibt, dass Monroe mehrere Fehlgeburten erlitt und, wichtig für die Beurteilung ihrer Medikation, Schmerzmittel gegen Gallensteine nahm, die wegen laufender Dreharbeiten erst verspätet operiert werden konnten. Monroes Leben und Tod waren komplizierter als das, was sich Illustrierten und knappen Lexikoneinträgen entnehmen lässt. Das zumindest kann dieser Film vermitteln

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