Amazon: »Upload« Staffel 2

»Upload« (Staffel 2, 2022). © Liane Hentscher/Amazon Prime Video

© Liane Hentscher/Amazon Prime Video

Im digitalen Himmel

Nachdem er sich bei einem Verkehrsunfall lebensgefährlich verletzt hatte, wurde Nathan (Robbie Amell) kurzerhand »hochgeladen«. Während sein Leib komatös in einer Nährlösung dahindümpelt, befindet sich sein digitalisiertes Bewusstsein nun in Lakeview, einem Cyber-Jenseits im Stil eines luxuriösen Hotels. Nathan verfügt über einen Avatar, der seinem physischen Selbst aufs Haar gleicht. Mittels Datenanzug können die Lebenden sogar mit ihm in Kontakt treten. Gefühlsecht, in jeder Hinsicht. Tod, wo ist dein Stachel?

In dieser ungewöhnlichen Amazon-Produktion spiegelte Greg Daniels Kernmotive des Cyber-Klassikers »Matrix« mit der sezierenden Präzision der britischen Anthologieserie »Black Mirror« ineinander. Dabei entstand etwas erfrischend Neuartiges. In Form einer Sci-Fi-Comedy warf »Upload« einen düsteren und zugleich humorvollen Blick in die nahe Zukunft der Digitalisierung. Mit einem Feuerwerk schräger Ideen deklinierte die erste Staffel durch, dass es in diesem virtuellen Himmel an nichts fehlt. Man kann sich sogar posthum therapieren lassen – und zwar von einem sprechenden Hund.

Die zweite Staffel spinnt diese Mischung aus Thriller und romantischer Dreiecksgeschichte weiter. Genervt von seiner übergriffigen Verlobten Ingrid, entwickelt Nathan zärtliche Gefühle zur Systemadministratorin Nora (Andy Allo). Diese digitalen Engel sind ebenfalls mit einem menschlichen Avatar ausgestattet. Sie stehen den Verstorbenen in allen Problemlagen als Troubleshooter zur Seite. Um ihren Job nicht zu verlieren, sollten sie für jede ihrer Serviceleistungen allerdings möglichst eine Fünf-Sterne-Bewertung erhalten. In dieser schönen neuen Kulissenwelt werden Marktwirtschaft und Klassengesellschaft zu Ende gedacht: Denn wer nicht mehr genug Gigabytes auf der Platte hat, kann dem luxuriösen Treiben der betuchten Seelen nur noch aus der Perspektive eines digitalen Kellerfensters zusehen.

All den Widrigkeiten zum Trotz funkt es zwischen Nora und Nathan. Allerdings fühlt sich die Romanze irgendwie fade an. Als Mann im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit versprüht Robbie Amell kaum Virilität. Auch Andy Allo, die sich in der zweiten Staffel einer Anti-Technik-Guerilla anschließt, bleibt blass. Dafür startet Nathans ausgekochte Verlobte Ingrid in der zweiten Staffel richtig durch.

Um ihre kriselnde Beziehung zu kitten, zieht sie alle Register. Ja, sie gibt sogar vor, tot zu sein, und lässt sich hochladen. Als vermeintlich geistlose Blondine im Barbie-Puppen-Look entwickelt Ingrid dabei eine diabolische Lust auf alles, was die Scheinwelt des totalen Konsums zu bieten hat. Zu den skurrilen Highlights zählt Ingrids virtuelle Niederkunft. Alle erdenklichen Sorgen und Freuden einer Mutterschaft werden dabei in einem irrwitzigen Zeitraffer durchgehechelt. Man entwickelt eine diebische Sympathie für diese überdrehte Figur. Dank der entfesselten Darstellung Allegra Edwards', die ihre Darstellerkollegen auch körperlich um einen halben Kopf überragt, setzt die zweite Staffel erneut surreale Glanzlichter.

OmU-Trailer

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