Übersehene Filmbücher

»Gappa – Frankensteins fliegende Monster« (1967)

»Gappa – Frankensteins fliegende Monster« (1967)

Was war da noch?

Liebe zum Trivialkino. Seinem erstmals 2006 erschienenen Buch »Japan – Die Monsterinsel« hat Jörg Buttgereit für die erweiterte Neuauflage ein Update verpasst: Alle 28 Godzilla-Filme werden gewürdigt, vom 1954er Ur-Godzilla bis zum 2021er »Godzilla vs. Kong«, ebenso zwölf mit Gamera als Protagonisten und 31 weitere japanische Monsterfilme, mit Credits und zugeneigten Texten, in denen sich die Verfasser (neben Buttgereit 19 weitere AutorInnen) oft an frühe Kinoerlebnisse erinnern. In 17 Interviews geben Beteiligte an den Produktionen Buttgereit Auskunft über das Handwerk. Macht definitiv Lust auf die alten Filme mit den Männern in den Monsteranzügen (deren Anstrengungen man zu würdigen weiß, wenn man gelesen hat, wie schwer die waren).

 


Jörg Buttgereit & Freunde: Japan – Die Monsterinsel. Godzilla, Gamera und Co. Erweiterte Neuauflage. Verlag Martin Schmitz, Berlin 2021. 432 S., 30 €.

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War Godzilla in fast siebzig Jahren dem Publikum ein Begleiter, so entwickelte sich das fantastische Kino stärker in Wellen. In seinem Buch »A Lifetime Full of Fantasy. Das phantastische Kino: Aufstieg, Fall und Comeback« beschränkt sich Sassan Niasseri zum einen auf die achtziger Jahre (in ­denen aufwendige Filme wie Ridley Scotts »Legende«, Paul Verhoevens »Flesh and Blood« und Jim Hensons »Der dunkle Kristall« an den Kinokassen versagten, aber »Conan der Barbar« dem »Sword & Sorcery«-Subgenere zur Blüte verhalf), zum anderen auf die ­Gegenwart mit ihrem Fantasy-Boom, für den »Harry Potter«, Peter Jacksons Tolkien-Adaptionen und »Game of Thrones« stehen. Elegant wechselt das Buch von Produktionsgeschichten zu Filmanalysen und gefällt mir besonders durch die Einbeziehung der ökonomischen Rahmenbedingungen. Und wer hätte gedacht, dass Wolfgang Petersens »Die unendliche Geschichte» großen Einfluss auf die Popkultur« hat?

 


Sassan Niasseri: A Lifetime Full of Fantasy. Das phantastische Kino: Aufstieg, Fall und Comeback. Schüren, Marburg 2021. 257 S., 28 €.

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Die Berliner Filmschule dffb präsentiert ihre Geschichte im Internet, während die Münchner HFF die ihre im mittlerweile dritten von vier Bänden in Buchform vorlegt. Die neunziger Jahre stehen für »Professionalisierung und Publikumsorientierung«, was auch »Erfolgsdruck« bedeutet – Studentenfilm-Oscars für Katja von Garnier und Florian Gallenberger legen die Messlatte hoch. Festival- und Kinoerfolge wie »Abgeschminkt« und »Die Terroristen« werden entsprechend gewürdigt, Entdeckungen macht der Leser eher bei Kurzfilmen – ist Peter Thorwarths Tarantino-Hommage »Mafia, Pizza, Razzia« 25 Jahre später noch frisch? Neben den Spielfilmen finden sich auch dokumentarische und experimentelle Arbeiten, viele zu Unrecht vergessen. Das Vorwort der Herausgeberin verweist auf eine schwierige Materiallage, besteht doch das Archiv zum größten Teil aus Vorführkopien, sei also eher ein »Erfolgsfilmlager«. Sechs Jahre haben die Arbeiten an diesem Band gedauert; auf den nächsten darf man sich schon freuen – bitte mit einem Gesamtregister.

 

Judith Früh (Hg.): Bilder vom Jahrtausendende. Die Filme der HFF München. Band III (1990–1999). edition text & kritik, München 2020. 452 S., 39,80 €.

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In der Pandemie haben die Kinobesuche abgenommen, vermutlich werden wir in Zukunft noch mehr Zeit zu Hause verbringen. Da ist ein Rückblick auf die Geschichte des Kinos angebracht, auch um es nicht vorschnell totzusagen. In »Lichtspiel im Schaumburger Land« beschreibt Ralf Wente anhand von Gesprächen und zeitgenössischen Quellen Kinokultur auf dem Land, von der ersten Filmvorführung hier (1897) bis zu baulichen Veränderungen und Kinoschließungen, aber auch glanzvollen Premieren mit Gästen.

 


Ralf Wente: Lichtspiele im Schaumburger Land. Wallstein Verlag, Göttingen 2020. 359 S., 29 €.

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