Mediathek: »In 80 Tagen um die Welt«

»In 80 Tagen um die Welt« (Serie, 2021). © ZDF/Tudor Cucu

© ZDF/Tudor Cucu

Fix und Foggi

Beginnend 1964 mit »Robinson Crusoe«, produzierte das deutsche ZDF in Zusammenarbeit mit Frankreichs öffentlich-rechtlichem Fernsehen alljährlich einen aufwendigen Mehrteiler, der stets in der Adventszeit ausgestrahlt wurde. Adaptiert wurden Abenteuerklassiker wie »Die Schatzinsel« und »Der Seewolf«, gedreht in Leinwandqualität, inszeniert von versierten Kinoregisseuren.

2017 erneuerten die Sender diese Zusammenarbeit – mit der italienischen Rai als drittem Partner. Als zweites Projekt dieser European Alliance entstand eine neue TV-Version von Jules Vernes »In 80 Tagen um die Welt«. Das Geschehen verteilt sich auf acht Episoden á 47 Minuten statt wie ehedem auf drei oder vier abendfüllende Filme. Die Autorengruppe um Caleb Ranson nahm den Roman als Strickmuster, behielt Namen bei, änderte aber entscheidende Merkmale.

In Vernes Geschichte wettet der britische Snob Phileas Fogg im Jahr 1872 mit Mitgliedern seines vornehmen Clubs, die Welt in 80 Tagen umrunden zu können. Seine Gewissheit verdankt er der genauen Kenntnis internationaler Routen und Fahrpläne, er hat aber Britannien nie verlassen. Der Kontrast zwischen Stubenhocker und Weltenbummler, zwischen dem steifen Fogg und seinem drolligen Butler Passepartout, sowie Vernes feine Ironie machen den Unterhaltungswert des Buches aus. Bei Verne ist Fogg der »vollendete Typ des kaltblütigen Engländers« mit einer »genau abgezirkelten, gemessenen Lebensweise.«

In früheren Verfilmungen hatten David Niven und Pierce Brosnan dieser Figur Gestalt verliehen, jetzt ist es der Brite David Tennant. Ein brillanter Schauspieler, der den Verne'schen Fogg verkörpern könnte. Doch das Autoren- und Regieteam war auf anderes aus. Das zeigt sich gleich zu Beginn, wenn Fogg von einem befreundeten Clubmitglied salopp mit »Foggi« angesprochen wird.

Diese Entwürdigung setzt sich fort: Noch in Sichtweite der Klippen von Dover erbricht sich Fogg ins Meer. Ein neuer Fogg ward uns geboren: unbeholfen, ignorant, zur Trübsal neigend. Sein schwarzer Diener Passepartout (Ibrahim Koma) ist polyglotter Kosmopolit mit krimineller Vergangenheit. Aus Vernes Kommissar Fix, der Fogg nacheilt, weil er ihn für einen flüchtigen Bankräuber hält, wird eine vorwitzige Reporterin (Leonie Benesch), die gegen männliche Vorbehalte kämpft und in der väterlichen Tageszeitung über Foggs Abenteuer berichtet.

Inhaltliche Auffrischungen sind kein Vergehen, es sei denn, sie missglücken. Wie diese. Reizvolle Spannungselemente wurden gestrichen. Es gibt Anschlussfehler und Widersprüche in solcher Fülle, dass es einem den Spaß vergällt. Schwache Dialoge, vom deutschen Synchronstudio zusätzlich mit sprachlichen Missgriffen wie »ausbremsen« verhunzt, Fäkalscherze, eine uninspirierte Regie, dürftige Kulissen, ein sprunghafter Schnitt summieren sich zu einem enttäuschenden TV-Erlebnis.

OV-Trailer

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