MagentaTV: »The Pembrokeshire Murders«

»The Pembrokeshire Murders« (Miniserie, 2021). © World Productions Limited 2020

»The Pembrokeshire Murders« (Miniserie, 2021). © World Productions Limited 2020

Ungeheuer kleinteilig

Polizisten, die alte ungelöste Fälle aus der Schublade ziehen, um dann mit ausuferndem Engagement doch noch den Täter zu Fall zu bringen, gibt es nicht nur in Film und Fernsehen. »The Pembrokeshire Murders« etwa greift eine in Großbritannien viel beachtete reale Morduntersuchung auf, bei der zwischen Tat und Aufklärung am Ende mehrere Jahrzehnte lagen.

2006 kehrt Detective Superintendent Steve Wilkins (Luke Evans) aus London in die walisische Heimat zurück. Er ist frisch geschieden und auf dem Revier ist wenig zu tun, also nimmt er sich einen noch immer ungeklärten Mordfall aus dem Jahr 1989 vor. Damals war ein Ehepaar auf einem Küstenweg in Pembrokeshire ausgeraubt und ermordet worden, doch der dringend verdächtige John Cooper (eindrucksvoll: Keith Allen) hatte dank seiner Ehefrau ein Alibi und wurde nie für die Tat verhaftet.

Doch Wilkins und sein kleines Team durchforsten noch einmal alle Beweise, Befunde und Indizien und finden bald Hinweise darauf, dass Cooper obendrein auch für einen Doppelmord aus dem Jahr 1985 sowie einen zehn Jahre zurückliegenden Überfall samt Vergewaltigung verantwortlich sein könnte. Aus ihm selbst, der wegen einiger anderer Taten für einige Jahre im Gefängnis sitzt und bald freikommen könnte, ist jedoch wenig Neues herauszubekommen. Und auch ein paar andere im Sande verlaufende Spuren sorgen dafür, dass der neuen Ermittlung Zeit und Geld ausgehen könnten, bevor es brauchbare Ergebnisse gibt, die vor Gericht standhalten. Der zufällige Fund von Aufnahmen einer Fernseh-Dart-Show bringt allerdings schließlich einen unerwarteten Durchbruch.

Spoilern kann man »The Pembrokeshire Murders« kaum, schließlich ist gut verbrieft, wie der Fall zu Ende ging: Nach seiner Freilassung Anfang 2009 wurde Cooper einige Monate später erneut verhaftet und zwei Jahre später für alle Taten, an deren Aufklärung Wilkins' arbeitete, verurteilt. Bis heute sitzt er dafür im Gefängnis. Als Whodunnit funktioniert der Dreiteiler, der – genau wie zuletzt »Des« oder »White House Farm« (beide bei Starzplay zu sehen) – zu einer vom Sender ITV produzierten Reihe über reale britische Kriminalfälle gehört, also eher nicht. Die Frage ist hier weniger, wer schuldig ist, als wie man dem Schuldigen seine Taten nachweisen kann. Entsprechend geht es hier nicht so sehr um Spannung, sondern viel mehr um einen gründlichen Blick auf die Mühsal und Kleinteiligkeit polizeilicher Ermittlungsarbeit. Regisseur Marc Evans fängt das durchaus mit Dringlichkeit, aber eher nüchtern ein, fernab alles Reißerischen. Auch das Privatleben von Wilkins wird gerade nur so weit in den Fokus genommen, wie es nötig ist, um der Figur genügend Tiefe zu geben. Ansonsten überzeugt die Serie nicht zuletzt schauspielerisch: Umgeben von einem durch die Bank sehenswerten Ensemble aus eher unbekannten Charakterdarstellern ist der geborene Waliser Luke Evans so gut wie selten zuvor.

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