Film des Monats Juli »Leid und Herrlichkeit«

© Studiocanal

Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

Salvador Mallo ist ein berühmter Regisseur – aber er hat seit Jahren keinen Film mehr gedreht. Der Tod seiner Mutter hat ihm zugesetzt, und er leidet unter einer ganzen Reihe körperlicher Beschwerden. Vor allem der Rücken macht ihm zu schaffen; mit regelrechten Medikamentencocktails versucht er, die Schmerzen zu lindern. In einem Zustand depressiven Dämmers erinnert er sich an seine Kindheit in Valencia, wo er in den 60ern als einziger Sohn einer fürsorglichen, taffen ­Mutter und eines meist abwesenden Vaters das Kino und seine erotischen Präferenzen entdeckte. Salvadors Reflexionen nehmen Fahrt auf, als zwei Weggefährten aus dem Nebel der Vergangenheit auftauchen: der Hauptdarsteller seines ersten gefeierten Films, der einen Text von Salvador ins Theater bringen möchte, ein ehemaliger Liebhaber, der längst eine Familie gegründet hat. Und schließlich, auf dem Höhepunkt seiner physischen Krise, scheint Salvadors Kreativität wieder zu erwachen.

Der spanische Regisseur Pedro Almodóvar mischt in seinem neuen, in Cannes gefeierten Film »Leid und Herrlichkeit« Autobiografisches und Fiktion zu einem reifen, aber glücklicherweise nicht zu reifen Spätwerk. Der Protagonist – mit großer emotionaler Autorität gespielt von Antonio Banderas, der praktisch das Gesicht der wilden jungen Filme von Almodóvar war – wirkt in sich gekehrt und erschöpft. Aber seine Wohnung in Barcelona erstrahlt im fröhlichen, farbigen Stilmix der postmodernen Achtziger, als »alles ging«; seine Imagination lässt Szenen aus seiner Kindheit wie von der Sonne durchwärmt erglühen. Im Verlauf des Films wird zudem deutlich, dass Salvadors Hunger aufs Leben und vor allem: seine Leidenschaft für die Kunst nie ganz erloschen waren. Und die Meisterschaft von Almodóvars Inszenierung zeigt sich in der rauschhaften Überblendung dieser Sphären. Das reale »Leid« des alternden Mannes sublimiert sich in der »Herrlichkeit« der poetisch stilisierten filmischen Bilder. Leben wird Kunst – und die Kunst wirkt tröstend, mildernd ins Leben zurück.

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