DVD-Tipp: »Starve Acre« (2023)
Gerade hat der Gletscherrutsch in der Schweiz, der ein ganzes Dorf unter sich begrub, das fragile Gleichgewicht von Mensch und Natur wieder in den Mittelpunkt gerückt. Verständlich, dass Menschen auf der Suche nach Versöhnung mit der Natur etwas in sie projizieren, Heilserwartungen damit verbinden, dabei auch zurückgreifen auf heidnische Rituale.
In »Starve Acre« ist es eine Kleinfamilie, die sich in ein Landhaus im britischen Yorkshire zurückgezogen hat, dort, wo der Archäologe Richard aufgewachsen ist. Doch dann zeigt der Sohn Owen plötzlich ein erratisches Verhalten und attackiert andere. Er höre Stimmen in seinem Kopf, die ihn dazu trieben, erklärt seine Mutter Juliette (Morfydd Clark aus »Die Ringe der Macht«). Ist das die Schuld des Nachbarn, der ihm Geschichten erzählt? Oder das Erbe der Vergangenheit, festgehalten in einem Buch voller handschriftlicher Notizen und Zeichnungen, das Richards Vater hinterlassen hat? Eine Ausgrabung auf seinem Grundstück bringt für Richard die schmerzhafte Erinnerung an die eigene Kindheit zurück. Und ist der plötzlich auftauchende Hase vielleicht ein übernatürliches Wesen?
In Großbritannien ist die Gattung des »Folk Horror«, an deren Anfang Filme wie »In den Krallen des Hexenjägers« (1971) und »Wicker Man« (1974) stehen, höchst populär, sie lässt sich aber auch in vielen anderen Kulturen nachweisen, wie man dem mehr als dreistündigen Dokumentarfilm »Woodlands Dark and Days Bewitched: A History of Folk Horror« (2021) entnehmen kann.
»Starve Acre« setzt nur selten auf Schockmomente, zeigt vielmehr familiäre Agonie mit einer unheimlichen »Heilung« am Ende. Intensiv gespielt, vor allem von Ex-»Doctor Who« Matt Smith, ist dies ein verstörendes Kleinod, das Aufmerksamkeit verdient hat. Das Bonusmaterial bietet drei informative Interviews mit dem Regisseur und den beiden Hauptdarstellern (insg. 24 Min.).
VÖ: 6. Februar 2025
Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)
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