Sky: »Petra Kelly – Der rätselhafte Tod einer Friedensikone«
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Am 19. Oktober 1992 wurden Petra Kelly und ihr Lebensgefährte Gert Bastian in ihrem Bonner Haus leblos aufgefunden. Ihr Tod gab viele Rätsel auf, die dreiteilige Miniserie richtet ihren Fokus auf Petra Kelly und ihr spezifisches Dilemma. Sie war Mitbegründerin einer Partei, die einen radikalen Umbruch wollte. Prinzip dieser Erneuerung war es, dass die Politik der Star sein sollte – und nicht, wie im verkrusteten Parteiensystem, einzelne Persönlichkeiten. Als maßgebliche Mitinitiatorin der Friedensbewegung avancierte Kelly jedoch zur international renommierten Persönlichkeit der alternativen Szene. Aus dem Ensemble graumäusiger Grüner ragte sie heraus. Archivfilme dokumentieren, wie sie sich in Fraktionssitzungen an Kleinmut, Missgunst und dem Neid ihrer Parteigenossen aufrieb. Diese Grabenkämpfe hatten seinerzeit dazu geführt, dass Kelly – und auch Bastian – sukzessive in die Bedeutungslosigkeit und Isolation abgedrängt worden waren. Nicht zufällig wurden ihre Leichen erst drei Wochen nach ihrem Tod entdeckt.
Vor dem Hintergrund des Widerspruchs zwischen Person und Politik dekliniert die Dokumentation mögliche Erklärungen für den Tod der beiden Ikonen der Friedensbewegung durch. Hatte die Atomlobby einen Killer geschickt? Oder der chinesische Geheimdienst, den sie durch ihr Engagement für Tibet und den Dalai Lama verärgert hatte? Hatte Bastian als Mitglied der von der Stasi infiltrierten Organisation »Generale für den Frieden« Angst vor der Aufdeckung seiner Kontakte nach Ostberlin?
Mehr als 20 Verwandte, Experten und Journalisten befragt Regisseurin Birgit Tanner zu diesem vertrackten Fall. Dennoch neigt die Serie zu gewissen Redundanzen. Gewöhnungsbedürftig sind auch die Nachinszenierungen mit Kelly- und Bastian-Doubles, über deren Leichen sich wie im Horrorfilm die Maden hermachen.
Nach mannigfaltigen Spekulationen und Verklärungen verengt sich der Blick schließlich auf eine, so der Titel der letzten Episode, »toxische Beziehung«. Der Dreiteiler eröffnet eine ernüchternde Perspektive auf das ambivalente Vermächtnis des prominenten Politpaares. Obwohl die Dokumentation nicht alle Fragen beantwortet, ist jedoch mehr oder weniger unstrittig, dass Bastian seine Freundin im Schlaf erschoss. Dass die Grünen seinerzeit eine gemeinsame Trauerfeier für Opfer und Täter ausrichteten, hinterlässt heute einen bitteren Nachgeschmack. Man wollte offenbar am Mythos eines Doppelselbstmordes festhalten. Dabei starb ausgerechnet die Ikone jener Bewegung, die Waffen abschaffen wollte, durch die Kugel eines Revolvers. Abgefeuert von einem Ex-General, der offiziell für Abrüstung votierte, privat jedoch ein »Waffennarr« geblieben war. Ein aus der Zeit gefallener Gentleman, der in der Lage sein wollte, seine 24 Jahre jüngere Freundin zu »beschützen«. Das Private, so das Resümee, wird in diesem verworrenen Fall auf eine unangenehme Weise politisch.
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