Filmfestival in Venedig: Freie Sicht auf die Stars

Am Mittwoch eröffnet das 79. Filmfestival in Venedig

© La Biennale di Venezia

Das Filmfestival in Venedig verspricht ein an Stars reich besetztes Festival zu werden. In der Corona-Pandemie wurde das Festival eine der wichtigsten Plattformen für künftige Oscar-Kandidaten. Netflix ist mit vier Filmen im Wettbewerb dabei

Von allen großen Filmfestivals war das venezianische in den letzten Jahren das glücklichste. Allein wegen des richtigen Timings: günstig zwischen sommerlicher Entspannung und der ersten Infektionswelle im Herbst gelegen, konnte es durch die Pandemie hinweg ohne Unterbrechung und ohne Verlegung in den virtuellen Raum stattfinden. Voller Neid mussten die Konkurrenten in Cannes und Berlin mit ansehen, wie die »Mostra« dabei ihren Platz als wichtigste Plattform für künftige Oscar-Kandidaten weiter ausbaute: Mit »Nomadland« feierte hier der Haupt-Oscar-Preisträger von 2021 Premiere, mit »Power of the Dog« und »Dune« liefen zwei der am häufigsten nominierten Filme der diesjährigen Oscar-Saison.

Nicht, dass die Pandemie auf dem Festival in Venedig nicht auch zu spüren war. Ihr sichtbarstes Zeichen, abgesehen von der streng durchgesetzten Maskenpflicht, war der Sichtschutz am Roten Teppich. Die Promenade der Stars, das Herzstück eines jeden großen Festivals, musste zwei Jahre ohne die Meute aus jubelnden und nach Autogrammen verlangenden Fans stattfinden. Nun aber ist die Mauer wieder gefallen – und »Venezia 79« verspricht ein an Stars reich besetztes Festival zu werden. Das Festival, das am Mittwoch beginnt, endet am 10. September.

Nicht nur die Regie-Veteranen Walter Hill oder Paul Schrader werden erwartet, sondern auch lang bekannte, große Stars wie Cate Blanchett, Colin Farrell, Tilda Swinton, Adrien Brody, Chris Rock, Chris Pine, Sigourney Weaver, Willem Dafoe und Christoph Waltz. Das Publikum kann sich auch auf neuere und hippe Namen wie Florence Pugh, Timothée Chalamet und besonders Harry Styles freuen.

Styles spielt in »Don't Worry Darling«, dem zweiten Spielfilm von Schauspielerin Olivia Wilde, der als prominenter Titel außerhalb des Wettbewerbs bereits im Vorfeld für Schlagzeilen sorgte. Eine gute Story während des Festivals erhofft man sich unterdessen von Brendan Fraser, der in Darren Aranofskys »The Whale« ein eventuelles Comeback feiert. Oder auch von Florian Zeller, der mit »The Son« den Nachfolger zu seinem viel beachteten Anthony Hopkins-Film »The Father« präsentiert. Martin McDonagh, dessen Erfolg mit »Three Billboards Outside Ebbing, Missouri« etwas zurückliegt, tritt mit »The Banshees of Inisherin« und Colin Farrell und Brendan Gleeson erneut an.

Dass Venedig so gut dasteht, verdankt das Festival außer dem glücklichen Timing vor allem den mangelnden Berührungsängsten zu den Streamingportalen. Etwas, das in der Kinobranche durchaus kritisch gesehen wird. Netflix, dessen Filme in Cannes im Wettbewerb gar nicht erst zugelassen sind, tritt dieses Jahr mit vier Titeln im Rennen um den Goldenen Löwen an.

Noah Baumbachs »White Noise«, die Adaption des lange als unverfilmbar gehandelten Kultbuchs von Don DeLillo, bildet den Eröffnungsfilm. Heiß erwartet werden dazu Andrew Dominiks »Blonde«, in dem Ana de Armas Marilyn Monroe spielt, und »Bardo«, der neue Film des mexikanischen Oscarpreisträgers Alejandro Iñárritu (»The Revenant«), sowie der Thriller »Athena« des französischen Regisseurs Romain Gavras, dem Sohn des berühmten Costa-Gavras.

Ob und welcher dieser Filme in Deutschland einen Kinostart bekommen, scheint dagegen ungewiss. Mit den Filmen, die der Streamer Amazon am Lido präsentiert, ist das – meistens – anders: Luca Guadagninos »Bones and All« mit Timothée Chamolet (»Call Me by Your Name«) in der Hauptrolle ist für einen Novemberstart programmiert, für »Argentina, 1985« von Santiago Mitre, ebenfalls im Wettbewerb, gibt es noch kein Datum.

Festivaldirektor Alberto Barbera legt dabei Wert darauf, auch auf aktuelle Themen zu reagieren. Ein Coup ist die Präsentation des neuen Films von Jafar Panahi, der im Iran kürzlich verhaftet wurde, »No Bears«, neben zwei anderen wichtigen Filmen aus dem Iran. Gezeigt werden auch zwei ukrainische Dokumentarfilme, darüber hinaus wird es einen »Ukraine Tag« zur Unterstützung der Filmemacher von dort geben. Laura Poitras' Dokumentarfilm »All The Beauty And The Bloodshed« über die Aktivistin Nan Goldin, die die Verantwortlichen der Opioid-Krise ins Visier nahm, läuft im Wettbewerb. Sie ist eine der fünf Frauen, die den Anteil der Regisseurinnen im insgesamt 23 Filme umfassenden Wettbewerb stabil halten.

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