Kritik zu Vogelperspektiven

© Filmperlen

2022
Original-Titel: 
Vogelperspektiven
Filmstart in Deutschland: 
16.02.2023
Sch: 
L: 
106 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Der Naturdokumentarist Jörg Adolph nimmt sich nach dem »Geheimen Leben der Bäume« nun die Welt aus der Vogelperspektive vor. Er bleibt aber nicht in den Lüften, sondern landet fest auf dem Boden der Tatsachen des Klima- und Umweltschutzes

Bewertung: 3
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»Es ist schon merkwürdig«, sagt der Verleger und Vogelliebhaber Arnulf Conradi, »dass der Kuckuck keine Identitätsprobleme hat und sich nicht für eine Bachstelze hält.« Nun, der Kuckuck ist ein Vogel und kein Mensch. Aber tatsächlich kann man darüber staunen, dass dieser Vogel erst von seiner Mutter in einem fremden Nest abgelegt wird, dann alle Konkurrenten hinauswirft, von einer oft kleineren Nährmutter aufgezogen wird, um seine Artgenossen erst nach einem langen Flug in den Süden Afrikas zum ersten Mal zu treffen. Um es dann, einmal zurückgekehrt, mit seinen Nachkommen genauso zu machen.

Der Dokumentarfilmer Jörg Adolph hat sich nun, nach dem »Geheimen Leben der Bäume«, der Vogelwelt verschrieben und gibt vor, die Welt aus ihrer Perspektive zu betrachten. Das stimmt aber nur bedingt. Denn neben den Aufnahmen im Vogelflug, den Bildern in Zeitlupe über bayrischen Bergen, über Wiesen und Felder, begleitet Adolph neben dem erwähnten Vogelliebhaber Conradi auch Norbert Schäffer, den Vorsitzenden des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern. Damit gibt es im Film mindestens zwei Perspektiven. 

Auf der einen steht Conradi, der als Junge ein Fernglas geschenkt bekam und heute Bücher darüber schreibt, wie kontemplativ es ist, Vögel zu beobachten. Sich fallen zu lassen und der Seele zu ermöglichen mitzufliegen. Er beschreibt, wie er in einen romantischen Rausch verfällt und alles Absichtsvolle hinter sich lässt. Norbert Schäffer hingegen ist ein Aktivist. Er setzt sich als Kenner der Vogelwelt zum Beispiel für den Schutz des bedrohten Wachtelkönigs ein, der als eher kleiner und nicht gerade schöner Vogel kein Posterboy des Artenschutzes ist. Mit etwas sentimentalem Blick erzählt Schäffer, dass er dem Wachtelkönig nicht nur seine Frau, sondern auch seinen ersten Job verdankt. 

Ebenso intensiv kämpft Schäffer dafür, den in Bayern ausgestorbenen Bartgeier dort wieder anzusiedeln. Voller Erregung verfolgt er, wie eine große Kiste aus einer spanischen Zuchtstation geliefert wird, um in den Bergen, wohin kein Mensch sich verirrt, geöffnet zu werden. Und wenn dann die Meldung auf der Leinwand auftaucht, dass das Weibchen Wally aus unbekannten Gründen gestorben ist, dann ist das tatsächlich eine traurige Nachricht. 

Tatsächlich aber ist der häufige Per­spektivwechsel, hinter dem der Wunsch stecken mag zu zeigen, dass in der Natur alles zusammenhängt, das Problem dieses Films. Von bedrohten Spatzen erzählt er, springt dann zur Dürre in Afrika, die die Zugvögel verhungern lässt, dann zum Lummensprung auf Helgoland und zurück zur Klimapolitik Söders und der Offenheit der Grünen, um schließlich mit dem Aktivismus Greta Thunbergs zu enden. Er zeigt Aktivisten bei der Arbeit, zeigt Radio- und Fernsehsendungen und sogar die Vertonung des eigenen Films. Er will zu viel und erreicht damit letztlich wenig. Denn dass der Vogelschutz ein vorrangiges Ziel sein muss, will man die Artenvielfalt erhalten, ist fraglos. Dass vielen das nicht bewusst ist, ebenso. Etwas mehr Konzentration auf das geheime Leben der Vögel hätte dem Film gutgetan.

Meinung zum Thema

Kommentare

Dieser Film ist mit sehr schönen und vielleicht auch sehr informativen Sequenzen versehen, die eine klare Botschaft tragen. Die eigentliche zweite Botschaft, dass mit öffentlichen Drücken die für Naturschutzbelange sonst eher uneinsichtige Politik beeinflussbar wird kommt leider zu kurz! Aber man spürt die Absicht. Das gelegentlich die Sequenzen etwas „durcheinander“ angeordnet sind ist sicher das Problem des Schneidens und nicht der Kamera, die tolle Bilder geliefert hat.

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