Kritik zu Über Wasser

- kein Trailer -

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2007
Original-Titel: 
Über Wasser
Filmstart in Deutschland: 
19.06.2008
L: 
83 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Der österreichische Dokumentarfilmer Udo Maurer hat verschiedene Regionen der Erde bereist. Dabei stieß er auf die extrem unterschiedlichen umgangsweisen mit dem Element Wasser

Bewertung: 4
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Durch die Klimaveränderungen, durch die Folgen radikaler Eingriffe in die Natur und vor allem durch eine zunehmend kommerziell bedingte Verknappung droht Wasser, das lebenspendende Ursprungselement, zur Mangelware, zum Katastrophenauslöser zu werden. In manchen Ländern wächst der Durst, in anderen zerstören Fluten – wie aktuell in Birma – die Lebensgrundlagen der Armen. Wir fühlen uns mit Zahlen zu diesen Problemen gefüttert, doch meist fehlt die Anschauung darüber, was sich beispielsweise hinter dem jüngst veröffentlichten UNICEF-Bericht verbirgt, der den Mangel an sauberem Wasser für den Tod von täglich 5.000 Kindern verantwortlich macht.

Udo Maurer hat im Gefolge der erfolgreichen österreichischen Dokumentarfilme von Hubert Sauper und Michael Glawogger Produzenten gefunden, mit denen er das Dilemma anhand von drei exemplarischen Expeditionen schildert. Es geht ihm um konkrete Einsichten in die desaströsen Verhältnisse und um Denkanstöße dazu, wie Arm und Reich einander in den globalen Verflechtungen bedingen.

»Über Wasser« führt zu Menschen in Asien und Afrika, die ohne einen dominanten Off - Kommentar von ihren Lebensbedingungen erzählen. Maurer reiste ins Schwemmland nach Bangladesh, in die Wüste um das verlorene Binnenmeer des Aralsees in Kasachstan und nach Kenia, ins größte Slumgebiet Nairobis. Die Kapitelfolge erzählt so von den exemplarischen Problemen archaischer Bauern auf dem indischen Subkontinent, von depravierten Fischern im agrartechnologisch ausgeplünderten Zentralasien und nicht zuletzt von der korrupten Wasserwirtschaft in Kenias Hauptstadt. Vor allem das afrikanische Kapitel ist eine Lektion darüber, wie aus der Gleichgültigkeit der staatlichen Autoritäten Not und Gewalt entstehen.

Im Mündungsgebiet des Brahmaputra im Süden von Bangladesh leben die Bauern von der Reis- und Juteernte. Der Film begleitet sie durch die Monsunzeit hindurch und dokumentiert, wie immer mehr fruchtbares Schwemmland vom Fluss weggerissen wird. In Aralsk, einer einstigen Fischerstadt am Aralsee, herrschen Dürre und Arbeitslosigkeit, seit die sowjetischen Autoritäten vor einem halben Jahrhundert den industriellen Baumwollanbau in der Region forcierten und zur Versorgung der Felder die Zuflüsse zum Aralsee umleiteten. Die afrikanische Episode schildert schockierend nüchtern, wie der Zugang zu Frischwasser an bestimmten Wasserstellen des Kibera-Slums durch lokale Clan-Mafiosi beherrscht wird.

Die Zeit, in unseren Breiten das knappste Gut, hat in diesem Episodenfilm einen anderen Taktschlag. Man spürt die Geduld und Bereitschaft des kleinen Teams, sich auf die Lebensrhythmen der Anwohner einzulassen und so deren kleinteilig praktischen Kampf mit dem Wasserproblem in Bilder zu fassen. Jedes Kapitel dieses Films enthält Passagen, in denen Frauen von ihren spezifischen Erfahrungen mit der Not erzählen. Eine merkwürdig melancholische Schönheit, ein vielschichtiges Grau prägen diese Reiseberichte.

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