Kritik zu Speed Racer

englisch © Walt Disney

In ihrer ersten Regiearbeit seit dem Abschluss der »Matrix«-Trilogie 2005 greifen die Wachowski-Brüder eine japanische Zeichentrickserie mit Kultstatus in den USA auf

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Die japanische Zeichentrickserie »Mach Go Go Go«, die 1967 und 1968 neben einer Manga-Reihe produziert wurde, hatte im Ursprungsland nur mäßigen Erfolg, entwickelte sich aber in den USA zu einem Kultphänomen der Kinderkultur mitsamt Comics, Songs, Spielen und Sammelkarten. In Deutschland indes löste der Versuch, die Serie im Nachmittagsprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender zu programmieren, solch heftige Proteste gegen die »rohe Gesinnung« der Serie aus, dass sie rasch abgesetzt wurde. Erst in den neunziger Jahren erlebte »Speed Racer« eine Wiedergeburt bei RTL, auf Video und schließlich DVD. Aufregen wollte sich nun niemand mehr, ein großer Erfolg war es allerdings auch nicht. Anders als in den USA trifft der Film »Speed Racer« der Brüder Wachowski hierzulande also nicht auf eine ausgeprägte popkulturelle Erinnerung.

Der Film gibt die Ausgangssituation der Endlosabenteuer wieder: Die Familie Racer hat die Leidenschaft für hochgezüchtete Motoren und lebensgefährliche Rennen im Blut. Pops baut die Maschinen, und die Söhne fahren sie. Ansonsten sind die Racers normale Mittelständler, und beim Auftauchen von John Goodman denkt man ohnehin an »Roseanne« oder »Familie Feuerstein«, Vater-Sohn- Konflikte inbegriffen: Rex Racer verlässt die Familie im Streit, dann scheint es, als wäre er ums Leben gekommen. Seine Nachfolge im Cockpit nimmt der zweite Sohn ein, Speed Racer. Der dritte, Sparkle, ist ein kleiner dicker Junge mit Heißhunger auf Süßigkeiten und einem Schimpansen als Begleiter. Die beiden sorgen für den comic relief, Mom Racer fürs Gemüt und für Pfannenkuchen. Nun also gibt es einen bösen Geldmenschen, der Speed für seine gezinkten Rennen gewinnen will, einen geheimnisvollen Racer X, der natürlich in Wirklichkeit... na ja, es geht eben zu, wie es in Serien wie »Speed Racer« eben zugeht, Action, Gewalt und Tod der Bösen auf der ersten, Familiensentimentalität und kesse Freundin auf der zweiten (von Sex kann keine Rede sein, und Christina Ricci ist vergeudet) und der Schimpansen- und Dicke-Kinder-Humor auf der dritten Ebene. »Unser Charly« trifft »Death Race 2000« trifft »Matchbox-Metropolis «. Besonders aufregend wäre das nicht. Und besonders sympathisch auch nicht.

Bleibt natürlich die mehr oder weniger sensationelle CGI. Sie zielt hier nicht auf eine realistische Interaktion von Menschendarstellern und Digitalwelteffekt, sondern umgekehrt darauf, die Menschen in eine absurde Zeichenwelt zu ziehen. Farben und Formen verselbständigen sich zu einem quietschbunten und affenschnellen Tanz der Zeichen. Aber wo sowieso alles möglich ist, da ist das meiste auch irgendwie wurst. Und beinahe hat man schon vergessen, dass es bei »Speed Racer« irgendwie keine Tötungshemmungen mehr gibt, Autofahren und Menschen umbringen ist mehr oder weniger dasselbe. Was vielleicht ein treffendes Bild wäre, wenn es sich um eine Satire handelte, aber ziemlich unerträglich ist, wenn es in triefender Familiensentimentalität, Durchhaltephrasen für Kleinunternehmer und tumben Siegerposen aufgelöst wird. Aber soviel Pädagogik muss schon sein: Pops Racer lässt die Zigarren, die er vom Geldmenschen bekommt, ungeraucht.

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