Kritik zu Rapunzel – Neu verföhnt

© Disney

2010
Original-Titel: 
Tangled
Filmstart in Deutschland: 
09.12.2010
L: 
100 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Disneys 50. abendfüllender Animationsfilm bietet die fantasievolle Neuversion eines alten Märchens

Bewertung: 3
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Sie hat 18 Jahre in Abgeschiedenheit verbracht und würde gerne die Welt kennenlernen, er dagegen hat schon alles gesehen und möchte deshalb einen Schlussstrich ziehen unter sein rastloses Leben. Treffen diese beiden aufeinander, sind komische Verwicklungen vorprogrammiert – so wird ein vertrautes Märchen zur Screwball-Comedy.

Einst entführte eine weise Frau eine Königstochter, als Rache dafür, dass die Menschen ihr jene Pflanze gestohlen hatten, die ihr ewige Jugend verhieß. Der Zauber ist in Rapunzels Haar übergegangen, so ist Mother Gothel darauf bedacht, dass diese für immer bei ihr bleibt. Das wurde ihr bisher erleichtert dadurch, dass das Mädchen im Glauben aufwuchs, sie sei ihre leibliche Mutter. Doch mittlerweile hat Rapunzel zu oft die strahlenden Lichter am Himmel gesehen und möchte deren Geheimnis ergründen – außerhalb jenes hohen Turmes in dem abgeschiedenen Tal, wo sie und Mother Gothel leben.

Trotz ihrer Isolation erweist sich Rapunzel als selbstbewusste junge Frau, die einen Eindringling mit der Bratpfanne niederstreckt. Flynn Rider ist ein gesuchter Juwelendieb, der gerade seine Kumpane ausgetrickst hat. Als er es mit seinem bewährten Charme probiert, muss er jedoch die Erfahrung machen, dass Rapunzel auf so etwas nicht hereinfällt. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen Deal zu machen: Er wird Rapunzel die Welt da draußen zeigen.

Da warten aber nicht nur seine rachsüchtigen Kumpane, sondern auch die Palastgarde, die er ausgetrickst hat – und damit auch genügend potenzielle Verbündete für Mother Gothel, um die Kontrolle über Rapunzel zurückzugewinnen.

Nach den labyrinthischen Erzählmustern der letzten beiden Disney-Animationsfilme, der Zeitreisegeschichte von »Triff die Robinsons« und der Vermischung von Wirklichkeit und Filmrealität in »Bolt«, die in ihrer Komplexität offenbar das Publikum überfordert haben, ist »Rapunzel« bewusst gradlinig angelegt und konzentriert seinen Ehrgeiz auf die Schaffung origineller Charaktere. Das ist ihm gelungen, von der selbstbewussten Prinzessin und dem draufgängerisch-eingebildeten Helden über die Figur der Bösen, die großenteils eher als überfürsorgliche Mutter erscheint (»Mother knows best« heißt der eingängige Alan-Menken-Song dazu), bis hin zu den Sidekicks. Sowohl Maximus, das Pferd des Hauptmanns der Garde, das Flynn mit äußerster Hartnäckigkeit verfolgt, bis daraus der Beginn einer wunderbaren Freundschaft wird, als auch Pascal, das Chamäleon, das Rapunzel zur Seite steht, sind stumm und werden allein durch ihren Ausdrucksreichtum charakterisiert. Alles andere wäre auch zu viel gewesen, denn die Auseinandersetzung zwischen dem Heldenpaar vollzieht sich überwiegend verbal – was nicht heißt, dass der Slapstick in diesem Film zu kurz kommt, dafür garantiert schon Rapunzels Haar mit einer Länge von 27 Metern. So kalauerhaft wie der deutsche Titelzusatz ist der Film glücklicherweise nicht, auch wenn die Teenagersprache der deutschen Fassung schon ein wenig penetrant ist.

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