Kritik zu Rambo: Last Blood

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Im fünften Teil der »Rambo«-Saga nimmt es der nach wie vor von Sylvester Stallone gespielte Kriegsveteran mit mexikanischen Frauenhändlern auf. Es soll angeblich das letzte Sequel sein, aber wie immer bleibt einiges offen

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»Krieg liegt dir im Blut«, lautete der Schlüsselsatz des letzten »Rambo«-Films von 2008. Er ließ sich als bitterer Kommentar zu Rambos Image als amerikanischer Held lesen. In »Rambo: Last Blood«, dem fünften und angeblich letzten Teil der Saga, treibt Stallone die Entmystifizierung zunächst noch ein Stück weiter. Rambo lebt seit zehn Jahren auf der Farm seiner Eltern in der Wüste Arizonas. Die einzigen Menschen in seinem Leben sind seine alte Haushälterin und deren 17-jährige Enkelin Gabrielle, für die er zu einem Ersatzvater wurde. Sein Gang ist schwer und müde, sein Gesicht wirkt wie versteinert, die Augen leer von Trauer. 

Als »Kriegswrack« wird er zu Beginn bezeichnet, und anstatt diese Einschätzung zu widerlegen, sehen wir Rambo Momente später zur Pillendose greifen. Schlechte Menschen könnten sich ändern, sagt Gabrielle einmal zu ihm, er selbst habe es doch auch geschafft. Der Einschätzung seines Wesens widerspricht Rambo nicht, wohl aber der Fähigkeit zum Wandel: »Ich bin nur gut darin, es zu unterdrücken.«

Wie schon im letzten Teil nähert sich Stallone in diesen Anfangsszenen dem Geist des allerersten »Rambo«-Films an, in dem der langhaarige Vietnamveteran eher einem traumatisierten Hippie glich als einem reaktionären Rächer. Auch die Westernbezüge im neuen Film lassen auf eine interessante Vermengung amerikanischer Mythen hoffen: die Weiten Arizonas, die Ranch und die Pferde, Lasso am Sattel, Stetson auf dem Kopf und die Winchester im Schrank. 

Leider kommt es anders. Als Gabrielle bei einem Trip nach Mexiko von Mädchenhändlern entführt wird, verwandelt »Last Blood« sich von der Introspektion einer Ikone in eine Variation von »96 Hours«. Wie Liam Neesons CIA-Agent verfügt bekanntlich auch John Rambo über »ganz besondere Fähigkeiten«. Anstatt diese anzuwenden, marschiert er jedoch erst einmal ins Hauptquartier der Mädchenhändler – als sei das Gefühl der Unverwundbarkeit ein Teil seiner Psychose. Wenn die Gangster ihn übel zugerichtet zurücklassen, verweist das ebenfalls auf Westernmotive (von »Django« bis »Unforgiven«), greift aber auch – insbesondere in der Verwendung eines gewaltigen Messers – ein zentrales Motiv der »Rambo«-Reihe auf. 

Auch sonst gibt es zwar ein paar inte­ressante Ideen und Figuren, etwa eine von Paz Vega gespielte Journalistin und einen Bruderzwist zwischen den Mafiosi. Aber nichts davon wird vertieft. Fast wirkt es, als seien die spannendsten Storyelemente dem Schnitt zum Opfer gefallen. Stattdessen läuft es auf ein comichaftes Schlachtfest mit allerlei tückischen Fallen und ungewöhnlichen Tötungsmethoden hinaus, das wie eine Reminiszenz an die ersten beiden Filme und das Actionkino der Achtziger wirkt.

So wirkt der Film wie der unentschiedene Versuch, eine ikonische Figur neu zu verorten. Ist Rambo nun ein melancholischer Westenheld, ein freudloser Rächer, ein Superheld oder ein psychotischer Veteran? »Last Blood« gibt nicht wirklich Antwort. Die Erzählung scheint noch nicht zu Ende.

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