Kritik zu Oh la la – Wer ahnt denn sowas?

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In dieser lustvoll tiefergelegten Komödie über zukünftige Schwiegereltern, deren Selbstbild durch DNA-Tests zerstört wird, dominiert erneut Christian Clavier (»Monsieur Claude«) als gestresster Überfranzose

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Monsieur Martin und Frau sind schwer beeindruckt von dem herrschaftlichen Weingut, in dem die zukünftigen Schwiegereltern ihres Sohnes residieren. Frédéric Bouvier Sauvage und Gattin entstammen altem Adel, und nur zu gern erläutert Frédéric seinen Stammbaum anhand einer endlosen Ahnengalerie. Auch Gérard, stolzer Besitzer eines Peugeot-Autohauses, ist Patriot; stirnrunzelnd registriert er, dass Frédéric Mercedes fährt. Das erste Elterntreffen droht so wegen Sticheleien vorzeitig zu enden. Das junge Paar versucht die Stimmung mit einem Geschenk, vier heimlich erstellten DNA-Tests der Eltern, zu heben.

Es ist angerichtet: Die neue Komödie mit Christian Clavier als gestresster Überfranzose beweist, wie bereits sein Blockbuster »Monsieur Claude und seine Töchter« (2014), dass die guten Themen auf der Straße liegen. Fürchtete Monsieur Claude den Spott über seine »Benetton«-Familie, so geht es diesmal noch handfester um Identität. Der Boom erschwinglicher DNA-Tests zeigt, dass viele Menschen von der Frage ihrer Abstammung umgetrieben werden und oft Überraschendes zutage kommt. Bei manchem, wie etwa im Fall von Elizabeth Warren, die sich ihrer Cherokee-Gene rühmte, jedoch nur Spuren indigenen Erbguts entdeckte, erweisen sich die lebenslang geglaubten Herkunftsnarrative als eben das: nette Geschichten.

Es soll hier nicht verraten werden, welche umwälzenden Entdeckungen die vier Elternteile bei der detektivischen Spurensuche in ihren Genen machen müssen. Für alle ist das Ergebnis ein mal grässlicher, mal freudiger Schock. Die Komödie teilt sich in ein Davor und ein Danach. In der ersten Hälfte werden nach allen Regeln der komödiantischen Kunst verbale Duelle ausgefochten, vom spitzesten Florett bis hin zum Vorschlaghammer. An einem bestimmten Punkt dürften die besten Witze die deutsche Synchronisation vor unüberwindbare Schwierigkeiten stellen. Und wenn die Kontrahenten sich in diesem Spötterkrieg ethnische Stereotypen an den Kopf werfen, kann man das als politisch unkorrekt beklagen – oder sich freuen, dass historische Ressentiments statt mit Waffen mit Worten ausgetragen werden. Wobei andererseits die Auswahl der Objekte der Attacke Feigheit verrät, handelt es sich doch um Gruppen, von denen keine gewalttätige Reaktion zu erwarten ist.

In der zweiten Filmhälfte müssen die vier individuell mit ihrem zerbrochenen Selbstbild fertigwerden und ihre Perspektive ändern, was mal albern-lärmig, mal, hinter der burlesken Verve, fast tragisch daherkommt. Der reaktionäre Witz dieser Komödie besteht darin, dass besonders die Männer nicht anders können, als in Status und Rang zu denken – und sich sofort, sind gewisse Gene enthüllt, dem jeweiligen ethnischen Stereotyp anverwandeln. Im Grunde erinnert diese Komödie der Einbildung und Enttäuschung an eine La Fontaine'sche Fabel. Das junge Paar übernimmt in diesem Krawall den Part der aufgeklärten Technokraten und wirkt in seiner betonten Rationalität weit fader und »älter« als die sich so leidenschaftlich in Identitätskrisen ergehenden Alten.

Meinung zum Thema

Kommentare

Die Aussprüche waren teilweise schon sehr derb, aber das liegt vielleicht an der Übersetzung.
Ganz blöd fand ich das Ende, warum wird der Gag verheimlicht, was denn nun die 85 % Abstammung ist?

...ich bin ganz deiner Meinung...das Ende ist etwas, was auch ich nicht verstehen möchte, kann, will...aber alles in allem witzig, schnell wie ein Louis de Funès...äh ...Christian Clavier

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