Kritik zu The Nice Guys

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Shane Black, der seine Karriere als Drehbuchautor für »Lethal Weapon« begann, setzt auch in seiner dritten Regiearbeit auf die bewährten Strukturen der Buddykomödie, die er mit Neo-Noir-Action auflockert. Russell Crowe und Ryan Gosling schlagen sich witzelnd durch das Los Angeles der 70er Jahre

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Das Prinzip »Buddykomödie« ist zeitlos: Zwei unterschiedliche Kerle, die sich anfangs nicht leiden können, müssen sich zwecks Erfüllung einer wie auch immer gearteten Aufgabe zusammenraufen und werden darüber schließlich zum Traumteam. Eine erste Hochphase hatte dieses meist actionlastige Genre in den 80er Jahren, ausgelöst durch Filme wie »Nur 48 Stunden« oder »Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis«.

Das Drehbuch zu Letzterem stammte damals von Shane Black, der anschließend bei »The Last Boy Scout« gleich noch einmal auf das bewährte Schema setzte und sich also auskennt mit den Buddys. Das kommt ihm nun – bei seiner dritten Kinoregie nach »Kiss Kiss Bang Bang« und dem dritten »Iron Man«-Abenteuer – zugute. Doch natürlich ist der Amerikaner bei »The Nice Guys«, zu dem er abermals auch das Drehbuch verfasste, schlau genug zu wissen, dass man sich heutzutage schon ein bisschen mehr einfallen lassen muss.

Seine Protagonisten sind nun der Privatdetektiv Holland March (Ryan Gosling) sowie Jackson Healy (Russell Crowe), ein Vollstrecker, der sich für Geld überall dort anheuern lässt, wo kräftig zugelangt werden soll. Die beiden bewegen sich im Los Angeles des Jahres 1977 in der gleichen Welt, in der Sex und Gewalt zum Alltag gehören, ein Porno-Playmate unter ungeklärten Umständen tödlich verunglückt und ein junges Mädchen namens Amelia nicht weiter von doppelt so alten Männern verfolgt werden will. Dass einer dieser Männer rein berufliches Interesse an ihr hat, weiß Jackson noch nicht, als er Holland als Warnung den Arm bricht. Doch schon bald tun er, der nicht einmal eine Lizenz für Schusswaffen besitzt, und der verwitwete Vater einer Teenager-Tochter, der mitunter schon am Einschlagen einer Scheibe scheitert, sich zusammen, denn irgendwann ist besagtes Mädchen verschwunden, die tote Sexdarstellerin auch in den Fall verwickelt und das alles überhaupt nur die Spitze eines schmuddeligen Halbwelt-Eisbergs.

Blacks Idee, die Chaos-Ermittlungen seiner beiden so gegensätzlichen Protagonisten ausgerechnet ins L. A. der 70er Jahre zu verlegen, ist Gold wert, und das nicht nur, weil der Retrocharme, den »The Nice Guys« in Kostümen, Ausstattung und Soundtrack genüsslich auskostet, fast vergessen lässt, dass man ein eigentlich längst ausgereiztes Drehbuchkonstrukt vor sich hat. Obendrein passt das ebenso schlichte wie effektive Genre der Buddykomödie ganz gut in eine Welt, in der das Publikum weder Hightech-Waffen noch Spezialeffekte erwartet und die Action durchaus ein bisschen handfester sein darf. Darüber hinaus schwingen aber – sowohl durch den Schauplatz Los Angeles als auch durch die »Seventies« – Hunderte Erinnerungen an die Kinogeschichte mit, mal unbewusst evoziert, mal durch konkrete Anspielungen ausgelöst. Alleine Crowe und Kim Basinger fast 20 Jahre nach »L. A. Confidential« wieder zusammen und dabei ihre Rollen von damals praktisch auf den Kopf gestellt zu sehen, ist ein großes Vergnügen.

Sicherlich: Nicht jeder Gag ist ein Volltreffer, die Sentimentalität, die durch Hollands Tochter immer wieder Einzug hält, steht dem Film nur bedingt, und mitunter ist »The Nice Guys« derart verquatscht und gewollt cool, dass man das vergessen geglaubte »Tarantino light«-Label aus der Schublade holen möchte. Im direkten Vergleich mit Blacks Debüt »Kiss Kiss Bang Bang« zieht sein neuer Film in Sachen Lässigkeit deswegen doch knapp den Kürzeren. Gleichzeitig allerdings ist er – nicht die Regel in Komödien dieser Tage – nie dumm, keinen Moment langweilig und mitunter wunderbar beiläufig.

Vor allem aber laufen Crowe, der seine Bärbeißigkeit selten so locker zur Schau trug, und Gosling, der lange nicht so albern war und immer herrlich schrill aufheult, wenn Gefahr droht, zu großer Form auf. Die Chemie zwischen den beiden stimmt bis ins Kleinste – und etwas Besseres kann einer Buddykomödie überhaupt nicht passieren.

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