Kritik zu Mit dem Herz durch die Wand

© Pandastorm Pictures

Der Schlüssel zum Glück in dieser Komödie ist eine Wand, durch die hindurch zwei Nachbarn, die sich noch nie gesehen haben, eine Liebesbeziehung führen

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Sie ist Pianistin, er ein verschrobener Erfinder, der seine Ruhe haben will. Und zwischen ihnen ist nichts als eine Wand, eine sehr dünne Wand, die jedes Geräusch aus der Nachbarwohnung hören lässt. Das ist die Konstellation in dieser Liebeskomödie. Und weil das Ganze märchenhafte Züge trägt, dauert es nicht lange, bis aus der anfänglichen Feindschaft der Nachbarn eine leidenschaftliche Affäre wird. Diese ist allerdings sehr besonders – und das macht auch den Film interessant –, weil sie nur auf Akustischem basiert. »Er« (im Film nur »Monsieur« genannt) und »sie« (»Madame«) haben sich noch nie gesehen und teilen doch bald ihr Leben miteinander.

»Mit dem Herz durch die Wand« ist das Regiedebüt des Schauspielers Clovis Cornillac, der auch die männliche Hauptrolle spielt. Die Hörerlebnisse, die er seinen Figuren und dem Publikum beschert, sind wirklich originell und teilweise sehr witzig. So bekriegen sich Madame und Monsieur anfangs, indem er etwa Metall in einen Mixer steckt und sie besonders vehement spielt. Als ultimative Höllenmaschine entpuppt sich allerdings ein Metronom, was Tausende von Klavierschülern wohl bestätigen würden.

Von der Hölle, die das tickende Metronom Monsieur bereitet, führt dann ein direkter Weg in den Himmel der Musik – so unterschiedlich können Töne wirken! Es ist nicht weniger als ein Orgasmus, den Madames Klavierspiel den beiden beschert. Das ist sehr mitreißend inszeniert, man möchte danach am liebsten gleich ins Konzert gehen. Dass Madame, die wir als schüchternes Mauerblümchen kennengelernt haben, während des Spiels, mit fortschreitender Erregung, ihre Hornbrille ablegt, sich ihr Haarknoten öffnet und schließlich sogar die obersten Knöpfe ihrer Bluse in Zeitlupe aufplatzen, ist leider arg überzeichnet. Aber vielleicht muss das in einer solchen Komödie so sein, damit das Ganze auf keinen Fall nach Realität aussieht.

Nach dieser leidenschaftlichen Begegnung sind Madame und Monsieur ein Paar – aber eben nur akustisch, nach wie vor getrennt durch die Wand. Dieses Zusammensein funktioniert allerdings so gut, dass ihre jeweils besten Freunde ins Grübeln kommen: Haben die beiden vielleicht das Rezept für die perfekte Beziehung gefunden? »Er« und »sie« erzählen einander ihre Sorgen; er hört sie unter der Dusche singen und korrigiert den falschen Text. Die beiden kochen zusammen (jeder für sich, nach seinen Anweisungen), rücken auch ihre Betten so dicht wie möglich aneinander. Die Wand rückt dabei auch optisch immer wieder in den Mittelpunkt, wenn die Kamera einen Querschnitt durch die beiden Wohnungen simuliert und zeigt, was die beiden Nachbarn jeweils gerade so tun.

Die Charaktere sind eher schablonenhaft, und dass der Griesgram und die Klavierspielerin einander erlösen werden, steht natürlich von vornherein fest. Die Dialoge im Film aber sind so spritzig und charmant – gelegentlich sind die Einfälle auch etwas verrückt –, dass man Madame und Monsieur in ihren Wohnhöhlen sehr gerne zusieht.

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