Kritik zu Killer's Bodyguard

© 20th Century Fox

Patrick Hughes (»Expendables 3«) ­versucht, die Konfrontation von Killer und Bodyguard neu zu definieren, indem er aus ihnen Buddys macht

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Michael Bryce (Ryan Reynolds) ist genervt. Wenn seine Karriere nicht am Tiefpunkt angelangt wäre, hätte der von sich eingenommene Personenschützer diesen Auftrag nie angenommen. Schließlich war Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) schon mehrmals sein gefährlichster Gegenspieler. Doch nun muss er ausgerechnet für dessen Sicherheit sorgen. In der Hoffnung, seine seit der Ermordung eines seiner Klienten angeknackste Reputation wiederherzustellen, setzt der Bodyguard alles daran, Kincaid sicher nach Den Haag zu bringen. Dort soll der Profikiller vor dem Internationalen Gerichtshof gegen einen ehemaligen Diktator aussagen.

Aber es ist nicht nur der Job an sich, der Bryce gegen den Strich geht. Noch mehr irritiert und ärgert ihn das Auftreten und die Haltung des Auftragsmörders. Kincaid rühmt sich nicht nur damit, dass er mindestens 250 Menschen getötet hat. Er ist auch fest davon überzeugt, dass er auf der Seite der Guten steht. Als der extrem korrekte, fast schon spießige Bryce, der im Vergleich zu Jacksons Kincaid lange Zeit wie ein großer Junge wirkt, ihn deswegen zur Rede stellt, hat der Killer natürlich sofort alle Sympathien auf seiner Seite. Eigentlich müsste er die Geschichte von seinem ersten Mord, der natürlich moralisch leicht zu rechtfertigen ist, gar nicht mehr erzählen. Aber natürlich lässt sich Regisseur Patrick Hughes die Gelegenheit nicht entgehen. In einer pathosgesättigten Rückblende verwandelt er den zynische Sprüche klopfenden Auftragsmörder in einen melodramatischen Antihelden.

Die Mechanik dieser kleinen, für den Verlauf der Handlung eher unerheblichen Szene ist offensichtlich, ebenso wie Hughes' Versuch, dem Killer auch eine anrührende, menschliche Seite zu geben. Aber trotz dieser vertrauten Klischees findet »Killer's Bodyguard« in der Diskussion über Kincaids moralische Überlegenheit und der anschließenden Rückblende endlich einmal zu sich. Für einen Moment geht die eher unausgegorene Mischung aus brachialer Komik und gänzlich unironischen Actionsequenzen tatsächlich auf. Plötzlich konfrontiert einen der Konflikt zwischen Bryce und Kincaid mit den ansonsten unausgesprochenen Regeln dieses Genres.

Im Kern des Actionkinos verbirgt sich ein grandioser, jedes Mal aufs Neue gelingender Taschenspielertrick. Was seine Protagonisten getan haben und wie viele Leichen ihren Weg pflastern, spielt nicht die geringste Rolle. Jeder Killer hat das Zeug zum Helden. Seine Skrupellosigkeit wird dann zum Zeichen einer ganz besonderen Coolness, wie sie Samuel L. Jackson schon seit seinem Auftritt in »Pulp Fiction« kultiviert. Der Zuschauer macht sich willentlich zum Komplizen und Bewunderer von Mördern, und natürlich liegt darin ein Großteil des Reizes, den Actionfilme ausüben. Für 90 oder 120 Minuten ist alles erlaubt. Dass Hughes und seine Stars einen daran erinnern, kann man ihnen hoch anrechnen. Aber sie ziehen keinerlei Konsequenzen daraus, sondern gehen einfach wieder zur Tagesordnung über. Nur steht auf der wahrlich nichts Neues.

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