Kritik zu Freakier Friday
Körpertausch mal zwei: In der Fortsetzung des Klassikers »Freaky Friday« finden sich gleich vier Frauen in fremder Hüller wieder
Dass die Idee des Körpertauschs einen zeitlosen Reiz auf Filmemacher ausübt, lässt sich leicht belegen. Hal Roachs »Die Dame ist der Gatte« (1940), Vincente Minellis »Goodbye Charlie« (1964), Warren Beattys »Der Himmel soll warten« (1978), Carl Reiners »Solo für 2« (1984) und Penny Marshalls »Big« (1988) seien als prominente Beispiele genannt. Die erzählerischen Möglichkeiten solcher Ausgangssituationen liegen auf der Hand, und es wäre wenig cinephil, einen neuen Beitrag zu diesem Komödien-Subgenre (Dramen zum Thema sind äußerst selten) vorschnell als trivialen Klamauk abzutun.
Ein Klassiker ist »Freaky Friday« (2003) mit Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis, basierend auf einem mehrfach verfilmten Kinderbuch. 22 Jahre später startet nun die Fortsetzung, die zugleich das Comeback von Lindsay Lohan untermauern soll. In »Freakier Friday« wird die Grundidee des Originals potenziert, denn diesmal tauschen nicht nur zwei Personen die Körper, sondern gleich vier: Die erfolgreiche Musikproduzentin Anna (Lohan) mit ihrer Teenage-Tochter Harper (Julia Butters) und Großmutter Tess (Curtis) mit Annas künftiger Teenage-Stieftochter Lily (Sophia Hammons). Neben den üblichen Verwicklungen in Schule und Job wird die Situation durch die in wenigen Tagen anstehende Hochzeit von Anna und Lilys Vater verkompliziert – bis dahin muss jeder wieder im eigenen Körper stecken.
Leider bleibt das Potential dieser Konstellationen seltsam ungenutzt. Zwar gelingt es, die vier Hauptfiguren binnen weniger Szenen pointiert zu charakterisieren, doch die Folgen ihres Körpertauschs bleiben eigentümlich fade. Das liegt vor allem daran, dass die vier Frauen sich trotz der Altersunterschiede viel zu sehr ähneln: Anna und Harper wirken eher wie Schwestern, während Tess und Lily ähnlich kess und schnippisch sind – dabei sind es die charakterlichen Gegensätze, die einen Körpertausch fürs Publikum so vergnüglich und für die Figuren so lehrreich machen. Hier nun wird der Humor vor allem über Zeitgeist- und Modefragen generiert, auf das leicht frivole, anarchische vieler Körpertausch-Szenarien wartet man vergeblich. Alle Probleme und Konflikte werden denkbar brav und versöhnlich aufgelöst – familientauglich im Disney-Sinne.
Wenn »Freakier Friday« trotzdem Freude macht, ist das vor allem den vier Hauptdarstellerinnen zu verdanken, allen voran Jamie Lee Curtis, die mit hemmungsloser Verve ihr komödiantisches Talent ausspielt. Auch Lindsay Lohan hat sich – trotz eigentümlich artifiziellem Maskenbild – einen erfrischenden jugendlichen Charme bewahrt, wenngleich das Drehbuch ihr zu wenige Pointen schenkt. Es bleibt der Eindruck vieler ungenutzter Möglichkeiten. Am schönsten sind denn auch zwei, drei Momente, in denen Lohan am Bildrand die Kamera zu vergessen scheint und sich stattdessen über Curtis' exaltiertes Spiel amüsiert, als könnte sie kaum glauben, bei der ganzen Sache dabei zu sein. Für kurze Augenblicke kommt da eine Kinomagie auf, die dem restlichen Film trotz des übersinnlichen Setups leider fehlt.
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