Kritik zu Frauen

© Camino

In der Komödie von Nikolai Müllerschön (»Der Rote Baron«) begeben sich drei Männer unfreiwilligerweise auf einen Roadtrip – und reden dabei vor allem über Frauen

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Ein Film namens »Frauen« mit Heiner Lauterbach – da drängt sich natürlich die Assoziation zu Doris Dörries »Männern« auf, in dem Lauterbach ebenfalls eine Hauptrolle spielte. Mit Dörries Komödie von 1985 hat der Film von Nikolai Müllerschön allerdings rein gar nichts gemein. Im Internetsprech würde man sagen: Wenn Ihnen »Frauen« gefällt, interessiert Sie vielleicht auch: Mario Barth, Atze Schröder, Ingo Appelt. Tatsächlich täte man damit aber selbst diesen Botschaftern deutschen Humorspießertums unrecht – man mag von Barth und Co. halten, was man will, fraglos aber haben sie über Jahre hinweg sorgfältig an ihrer jeweiligen Kunstfigur gearbeitet. An Müllerschöns Film wirkt hingegen alles recht lustlos hingeschludert; nicht eine einzige Pointe vermag der Film punktgenau zu setzen.

Der einzige halbwegs gelungene Gag – ein Film mit dem Titel »Frauen« handelt ausschließlich von drei Männern und ihren kleinen und großen Befindlichkeiten – ist nach ungefähr fünf Minuten, nämlich mit Ende des Abspanns, abgehandelt. Danach prasseln Plattitüden, Kalauer und Dummheiten auf das Publikum nieder. Ein reicher Geschäftsmann (Lauterbach), sein trotteliger Chauffeur (Martin Brambach) und ein Mazedonier (Blerim Destani), der vor der kriminellen Familie seiner Verlobten am Tag der Hochzeit geflohen ist, begeben sich auf einen unfreiwilligen Road-trip und beklagen ihre Probleme mit den »Weibern«. Die Story kommt in Gang, als der mazedonische Lis zu Beginn einfach zu den beiden anderen ins Auto springt, wild mit einem Messer herumfuchtelt und so die zwei deutschen Männer in die Provinz entführt. Lauterbachs Figur Schott gefällt das gar nicht, er muss schließlich eigentlich zu einer wichtigen Konferenz; Fahrer Kneppke lässt sich hingegen empört über die mangelnden Sitten der Moslems aus, die ja ohnehin alle nur dealen und stehlen würden. Schon bald aber ist man friedlich vereint im Austausch von misogynen Kalauern auf dem Niveau der Witzeseite einer schlechten Lokalzeitung. Dreimal (!) allein fällt zum Beispiel sinngemäß der Satz: »Du fährst ja so schlecht Auto wie eine Frau.« Da helfen dann auch keine Last-Minute-Läuterungen mehr.

Über Humor kann man sich bekanntlich nicht streiten. Wer also im Jahr 2016 noch über »Frau am Steuer – Ungeheuer«, Blähungen und Lieder zum Thema Genitalrasur lacht, den kann man ja nicht davon abbringen. Ganz objektiv aber ist Müllerschöns Film auch technisch eine Katastrophe. »Frauen« sieht schlechter aus als jeder zweite Amateurfilm auf YouTube. Aus irgendeinem Grund etwa haben alle Gesichter einen kränklich aussehenden Gelbstich; bei den Innenaufnahmen im Auto ruckelt die Außenwelt im Hintergrund völlig überbelichtet daher. Wer deutschen Komödien schon immer ablehnend gegenüberstand, findet in »Frauen« also den endgültigen Beweis für den desaströsen Zustand hiesigen Filmhumors. Immerhin: Vom absoluten Bodensatz aus betrachtet, erkennt man plötzlich noch deutlicher die unbestreitbaren Qualitäten von Filmen wie »Fack Ju Göthe« oder »Keinohrhasen«.

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