Kritik zu Die Hollars – Eine Wahnsinnsfamilie

© Sony Pictures

John Krasinski erzählt als Regisseur und Hauptdarsteller ein weiteres Mal und mit erprobtem Humor von der ganz und gar nicht heimeligen Rückkehr des Großstädters in den Schoß einer doch eher dysfunktionalen Familie

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Jeder Drittsemester, der den Ort seiner Herkunft verlassen hat, kennt das seltsame Gefühl aus Vertrautheit und ­Befremden, das sich bei der Rückkehr in den Schoß der Familie einstellt. In John Krasins­kis »Die Hollars« ruft ein Notfall den erwachsenen Sohn aus New York an den Ort seiner Kindheit in Ohio zurück: Mutter Sally (Margo Martindale) wurde ins Krankenhaus eingeliefert, wo ein Hirntumor diagnostiziert wird. Während die Betroffene die Hiobsbotschaft mit erstaunlicher Contenance entgegen nimmt, bricht der Vater Don (Richard Jenkins) in Tränen aus. John (John Krasinski) hat sich lange nicht mehr bei seinen Eltern sehen lassen; sein jüngerer Bruder Ron (Sharlto Copley) wird nicht müde, ihn daran zu erinnern.

Die Brüder kommen jeder auf seine Art nicht in ihrem Leben voran. Ron hat seine erste Ehe in den Sand gesetzt und spioniert der Exfrau nach. Johns Träume vom Künstlerdasein in New York haben sich nicht erfüllt, und die Verantwortlichkeiten als werdender Vater machen ihm Angst. Der eigene Erzeuger taugt gerade auch nicht als Vorbild, steht Dons Klempnerbetrieb doch kurz vor der Insolvenz. Einzig die patente Sally scheint trotz des Tumors im Kopf nicht in Selbstmitleid zu ertrinken.

Aus der Konstellation dreier angeschlagener Männergestalten, die um das Krankenbett der Mutter irrlichtern, hätte man sicher eine treffsichere Komödie über die Befindlichkeit des amerikanischen Mannes stricken können. Aber leider fühlen Krasins­ki und sein Drehbuchautor Jim Strouse ihren Figuren zu wenig auf den Zahn. Stattdessen versuchen sie sich auf dem Feld des schrägen Humors, der sich aber nicht glaubwürdig aus den Charakteren entwickelt und deshalb Attitüde bleibt. Letztlich leidet »Die Hollars« an den schalen Konventionen des heutigen US-Independent-Kinos, das interessante Settings und Figurenkonstellationen entwirft, dann aber im publikumsfreudlichen Versöhnungsmodus daraus nicht die notwendige Intensität entwickeln kann.

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