Kritik zu Das Nonnenrennen

© Prokino

2022
Original-Titel: 
Juste ciel!
Filmstart in Deutschland: 
28.09.2023
L: 
87 Min
FSK: 
6

Schon die Prämisse ist ein Witz, denn die Nonnen können eigentlich gar nicht radfahren: Laurent Tirards Underdog-Komödie arbeitet mit Slapstick und bösartigen Tricks

Bewertung: 3
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Eigentlich ist es die Domäne der Briten: Geschichten um eine Gruppe von Underdogs, die sich mit unorthodoxen Mitteln, Pragmatismus und schwarzem Humor Geld verschaffen, so wie beispielsweise die arbeitslosen Kohlebergarbeiter in »The Full Monty« oder die älteren Damen in »Calendar Girls«. Nun erzählt der Franzose Laurent Tirard eine ganz ähnliche Geschichte. Die vier französischen Benediktiner-Nonnen und eine Praktikantin wollen ein überfülltes und unterfinanziertes Altersheim unterstützen. Mangels öffentlicher Gelder beschließen sie, an einem Fahrradrennen teilzunehmen, in der Hoffnung auf das ausgeschriebene Preisgeld von 25 000 Euro. Kleines Problem an der Sache: Sie haben nur alte rostige Räder im Schuppen und die meisten von ihnen können gar nicht Radfahren, erst recht nicht schnell und wendig über die malerischen Serpentinen der französischen Juralandschaft kurven. 

Nachdem sie aber zwei Drittel des konkurrierenden Männerteams mit dem Auto im Rückwärtsgang aus der Kurve und damit aus dem Rennen geworfen haben, können sie mit festem Druck auf die Tränendrüse auch den Rest für den guten Zweck zum Rücktritt überreden. Neu belebt wird die Konkurrenz durch das unvermittelte Auftauchen der Abtissin Joséphine (Sidse Babett Knudsen), Erzfeindin aus den Kindertagen der Benediktiner Äbtissin Veronique (Valérie Bonneton). Auch sie hat es auf das Preisgeld abgesehen und tritt mit einem Quartett sehr junger und fitter Nonnen an. Was dann beginnt, wirkt dann aber eher wie ein Zickenkrieg im Schullandheim.

In Goscinny-Verfilmungen wie »Der kleine Nick« und »Asterix und Obelix im Auftrag ihrer Majestät«, sowie »Mein ziemlich kleiner Freund« hat Laurent Tirard sehr unterschiedliche komödiantische Ansätze durchprobiert. Dagegen ist schon die Prämisse des »Nonnenrennens« reichlich konstruiert und der weitere Verlauf mit ziemlich bösartigen Tricks, unwürdigen Slapstick-Einlagen und faden Witzen ausgelegt, die weniger Lachen und Vergnügen auslösen als irritiertes Kopfschütteln. Eine Mischung aus Naivität und Weltfremdheit muss als Vorwand für schlampiges Erzählen herhalten: Warum beispielsweise hat die taubstumme Nonne wie von Zauberhand immer die passende, aber dann auch nur mäßig witzige Schrifttafel parat, ohne dass man sie je mit einem Stift sieht? 

Einigermaßen komisch ist es noch, wenn ein ganzes Team von Radrennfahrern reihenweise auf die Landstraße purzelt, absurd dagegen wirkt der dämliche Tomaten-Slapstick, den eine Nonne hinlegt, um ihren Schwestern von dem wundersam im Jura wachsenden Edelweiß zu berichten, das in Wirklichkeit nur ein Gänseblümchen ist. Und angesichts realer Verfehlungen in der katholischen Kirche erscheint die geballte Mischung aus Eitelkeit und Missgunst unter den Nonnen albern, etwa wenn sich Mutter Oberin vorstellt, wie sie beim Rombesuch mit dem Papst auf dem Boden kniend mit Krippenpuppen spielt.

Meinung zum Thema

Kommentare

ihre Kritik liest sich doch sehr negativ:: aber warum vergeben sie dann 3 Sterne??????????
mit besten Grüssen Dr .Georg Königer +49 (0)170 2122929

Nicht so ernst ihr Lieben - es ist ein Film, eine willkommene Ablenkung zum Ernst des Lebens.
So eng sollte man das nicht sehen.

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