Kritik zu Da scheiden sich die Geister

© Koch Films

Warum nicht sich von der eigenen Ex-Frau helfen lassen, auch nach deren Tod? In der Verfilmung eines überdrehten Stücks von Noël Coward geht es um Geister, Schreibblockaden und Eifersucht

Bewertung: 3
Leserbewertung
2
2 (Stimmen: 1)

England, 1937. Charles Condomine (Dan Stevens) steht mächtig unter Druck. Der populäre Krimiautor soll eines seiner Bücher für die große Leinwand adaptieren. Sein Schwiegervater, Leiter eines großen Filmstudios, wartet händeringend darauf, dass die Dreharbeiten nach Charles' Skript endlich beginnen können. Dummerweise leidet der Autor unter einer quälenden Schreibblockade. Nicht eine Zeile bringt er zu Papier.

In seiner Not wendet er sich an Madame Cecily Arcati (Judy Dench). Zwar wurde die zwielichtige Hellseherin kürzlich als Hochstaplerin entlarvt. Bei einer Séance kommt es dennoch zu einem unerwarteten Durchbruch: Plötzlich erscheint Elvira (Leslie Mann), Charles' erste Ehefrau, die vor sieben Jahren an einem Genickbruch verstarb. Die Tote ist zwar ein Geist – und somit nur für ihn sicht- und hörbar. Doch sie hat ein paar gute Ideen, um die stockende Arbeit am Drehbuch voranzubringen. Warum also sollte Charles sich nicht von seiner posthumen Ex-Frau als Muse küssen lassen? Dumm nur, dass seine Gattin Ruth (Isla Fisher) allmählich dahinterkommt, dass ihr neuerdings oft abwesend wirkender Mann irgendwie fremdgeht. Wie nur soll Charles einer Frau erklären, dass sie nicht auf ihre tote Vorgängerin eifersüchtig sein muss?

Der Film basiert auf einer britischen Boulevardkomödie. Die Vorlage, »Blithe Spirit«, stammt von Noël Coward, der dieses liebenswürdig überdrehte Theaterstück 1941 verfasste. Kein Geringerer als David Lean adaptierte den in England überaus populären Dreiakter einige Jahre später fürs Kino. In der Rolle der Hellseherin war die damals noch junge Margaret Rutherford zu sehen.

In seiner Neuverfilmung hat der vorwiegend fürs Fernsehen arbeitende Edward Hall darauf verzichtet, den Stoff in die Gegenwart zu verlegen. Eine gute Entscheidung. Denn nach ebenso pointierten wie rabenschwarzen Komödien wie »Der Tod steht ihr gut« entfaltet dieser vergleichsweise harmlose spiritistische Zickenkrieg allenfalls einen Retrocharme. Im Stil eines period piece setzt »Da scheiden sich die Geister« ganz auf Ausstattung. Schauplatz ist eine üppige, modernistische, in den 1930ern errichtete Villa, die merkwürdigerweise nicht sehr britisch wirkt.

Tempo und Wortwitz hat diese Komödie schon. In der nettesten Szene wird Judy Dench als Hilfe suchende Zauberin bei der London Spiritual Alliance vorstellig, wo der bürokratische Chef ihr auf hundsgemeine Weise den Mitgliedsausweis entwertet. Auch die übrigen Darsteller agieren durchaus gefällig. Der Film ist vergnüglich und kurzweilig. Über die gesamte Spieldauer merkt man jedoch allzu deutlich: Es fehlt eine inspirierte Idee, warum dieser Stoff mit seinen aus heutiger Sicht antiquiert anmutenden Frauenfiguren noch einmal für die Leinwand adaptiert wurde.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt