Kritik zu Black Adam

englisch © Warner Bros. Pictures

Mit der Verfilmung des gleichnamigen Comics erfüllte sich Dwayne Johnson einen 15 Jahre lang gehegten Wunschtraum

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Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn die Handlung eines Films hauptsächlich aus dem Off erzählt werden muss. Die Vermutung drängt sich auf, dass im Drehbuch bereits etwas gründlich schiefgegangen ist. Was macht es mit einem Film, wenn er seinen Kompass nicht gefunden hat, wenn das gedrehte Material ein einziger Quell der Verlegenheit ist? Ihm bleibt keine Wahl, als sich in ratlosen Nachbesserungen zu ergehen. In diesem Fall ist das zum Erbarmen. Das erste und das letzte Filmdrittel von »Black Adam« fungieren als reine Exposition, als ein Hin und Her der Erklärungen, die von wechselnden Erzählerstimmen abgegeben werden. »Black Adam« ist das Kuriosum eines Actionfilms, in dem mehr geredet als gezeigt wird.

Dieses Problem mag man seinem von Dwayne Johnson verkörperten wortkargen Titelhelden nicht auf Anhieb anlasten. Gleichwohl trägt er die Generalschuld am Irrlichtern des Films. Er ist unschlüssig, ob er nun der böseste aller Superhelden sein will oder doch eher sympathisch. Ist sein Drang nach Vergeltung gerecht oder bloße Tobsucht? Ist er unbesiegbar oder nicht? Die eigene Bestimmung zu finden, gehört zwar zum Grundbestand von Superheldenfilmen. Aber dieser hier ist schlicht wankelmütig. Die Janusköpfigkeit liegt ohnehin seit ihrer Erfindung 1945 in der DNS der Comicfigur; allein drei Origin-Stories wurden ihr bisher angedichtet. Der Film entscheidet sich für die aktuelle Variante: Teth Adam war ein Sklave, der 2600 Jahre vor unserer Zeitrechnung das Reich Kahndaq befreite und nun wiedererweckt wird. Seine Heimat ist erneut geknechtet – jetzt von einem Konzern, der ihre Bodenschätze ausbeutet. Ist er der Retter, auf den das Volk seit Urzeiten wartet?

Schlimmeres könnte ihm nicht widerfahren. Black Adam will sich seinen Kosenamen redlich verdienen. Sein erneutes Erscheinen alarmiert die Justice Society (nein, nicht die glorreiche League, sondern die Ersatzmannschaft). Zu den wenigen Pointen des Films zählt, dass die heimische Widerstandsbewegung gern auf die Hilfe der amerikanischen Befreier verzichtet. Die sind ohnehin mit dem Kampf gegen den unbeugsamen Wiedergänger überfordert. Werden die Kontrahenten sich zusammenraufen, um einer noch größeren Bedrohung die Stirn zu bieten?

Die endlosen Kampfszenen legen sich wie Senkblei auf den Film. Sie richten reichlich Kollateralschaden an – in Kahndaq und an der Erzähllogik. Jaume Collet-Serra, der einige der besseren Liam-Neeson-Vehikel inszenierte, bleibt inmitten der Spezialeffekte wenig Handhabe. Die entscheidende Gestaltungsmacht liegt sowieso bei Hauptdarsteller Dwayne Johnson. In seiner erklärten Wunschrolle agiert er so monoton wie seit seinen radebrechenden Anfängen nicht mehr. Hatte wirklich niemand den Mut, ihm zu erklären, welch kapitale Fehlbesetzung er ist? Seine massive physische Präsenz wird durch keinen Hauch von Ironie gebrochen. Adam braucht sehr lange, bis er Sarkasmus lernt. Der unausstehlich gewinnende Darsteller kann grimmig blicken, aber das Dunkle steht ihm nicht zu Gebot.

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