Kritik zu Badland

© Barnsteiner Film

Folgen des Irakkrieges: Ein traumatisierter Marinereservist erschießt Frau und Söhne und flüchtet mit der verschonten Tochter in ein Provinzkaff, wo er ein neues Leben beginnen will

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Nur wenige Wochen nach »In the Valley of Elah« kommt mit »Badland«, geschrieben und inszeniert von Francesco Lucente (»Virgin Queen«), ein weiterer Film in unsere Kinos, der sich mit aus dem Irak zurückgekehrten Soldaten und ihren seelischen Wunden beschäftigt. PTSD – Posttraumatic Stress Disorder – lautet das Kürzel, hinter dem sich häusliche Gewalt, Mord und Selbstmord, begangen von Irakveteranen, verbergen. Ein Schlagwort, mit dem sich unterschwellig auch immer Kritik an den moralischen und rechtlichen Voraussetzungen am Irakkrieg verbindet. Der Krieg mag im Mittleren Osten stattfinden, doch die US-Soldaten tragen ihn, wenn auch mit anderen Vorzeichen, nach Hause.

Im Mittelpunkt von »Badland«: Jerry (Jamie Draven), ein Marinereservist, der nach Einsätzen in Afghanistan und Falludja unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde. Warum, erfahren wir nicht. Nun hockt er mit seiner Frau Nora und drei Kindern in einem Wohnwagen irgendwo in Wyoming. Nachts plagen ihn Alpträume, mit unkontrollierten Wutanfällen ängstigt er die Kinder. Nora hat für die Probleme ihres Mannes wenig Verständnis. Vinessa Shaw spielt sie – vom Drehbuch zu eindimensional umrissen, von der Regie alleingelassen – als ungerechte und unzufriedene Xanthippe, die das Unglück erst heraufbeschwört. Darum ist man als Zuschauer gar nicht betroffen, als Jerry seine Frau und die beiden Söhne unvermittelt erschießt. Zusammen mit seiner kleinen Tochter Celina, die – auch das eine Schwäche des Drehbuchs – von den Ereignissen unberührt bleibt, flüchtet er in eine Kleinstadt. Hier, als Koch in einem Diner, wäre ein neues Leben möglich.

Mal weit hergeholt, mal realitätsnah – Lucente bewegt sich mit seinem neuen Film zwischen Unglaubwürdigkeit und Authentizität. Dass der Besucher eines Diners trotz seiner sauertöpfischen Miene die Aufmerksamkeit der schönen Besitzerin (Chandra West) erregt, beruflich und privat, ist angesichts des Fahndungsdrucks, vor allem in den Tageszeitungen, absurd. Ehrlicher ist da schon die Freundschaft, die Jerry mit dem Polizisten Max (Joe Morton aus »Der Typ vom anderen Stern«), ein traumatisierter Irakveteran auch er, schließt. Ihre Unterhaltungen, ihre zögerliche Annäherung, nehmen einen großen Teil der zweiten Filmhälfte ein. Doch leider will Lucente hier zu viel. Einmal ist im Fernsehen ein Bericht über My Lai zu sehen, doch die gewollte Parallele zwischen Vietnam- und Irakkrieg bleibt unreflektiert. Max' Monolog, im Vollrausch gehalten, zeugt nicht von kritischer Auseinandersetzung mit den Folgen des Krieges, sondern nur von Wehleidigkeit und Pathos. Gewichtige Worte, die alles bis dahin Gesagte noch einmal bestätigen. 160 Minuten dauert »Badland«, und man hätte sich manche Szene stringenter und dramatischer gewünscht. Lucente hat ein filmisches Stillleben inszeniert, dem auch die Landschaftsaufnahmen des Mittleren Westens, von Kameramann Carlo Varini im Abendlicht eingefangen, entsprechen: statisch und pittoresk.

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