Kritik zu Akropolis Bonjour – Monsieur Thierry macht Urlaub

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Urlaub wie anno 1998: In François Uzans Sommerkomödie begibt sich Jacques Gamblin als Familienvater auf die Suche nach der verlorenen Zeit – und versucht verzweifelt, Frau und Kinder für seine Nostalgie zu begeistern

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»Das Hotel sieht noch genauso aus wie damals!«, strahlt Papa Thierry, als er am Urlaubsort in Griechenland angelangt ist. Gerade dieser Zustand aber sorgt bei Ehefrau Claire und den erwachsenen Kindern Karine und Antoine für Augenrollen. Was für eine junge Familie im Jahre 1998 ein Ferienparadies war, ist nun eine Herberge, die mehr schäbig als hübsch retro wirkt. Die drei stören sich aber weniger an den Unzulänglichkeiten des Hotels als an der Umtriebigkeit von Thierry. In jeder Taverne fragt er den Besitzer, ob er die Familie, vor über 20 Jahren zu Gast, wiedererkenne. Was natürlich kein Wirt dieser Welt verneinen würde. Und dann seine ständige Anweisung, sich für Fotos, »bitte lächeln!«, genauso aufzustellen wie auf den Fotos aus jenen glücklichen Tagen. Papa nervt – doch niemand weiß von seiner eigentlichen Mission. Mit diesem nostalgieseligen Urlaub, zu dem er seine erwachsenen Kinder mühsam überreden musste, will er seine scheidungswillige Frau zurückerobern.

Wie Thierrys Versuch, sein »Rewind«-Programm durchzusetzen, misslingt, welche krummen Wege besonders seine Sprösslinge einschlagen, das ist von Regisseur François Uzan (»Lupin«) auf oft abgeschmackte, oft aber unerwartet amüsante Weise inszeniert. Manche Anekdoten wirken mit ihrem rasanten Timing, den gepfefferten Dialogen und tiefer gelegten Gags ihrerseits ziemlich retro, inspiriert von ausgelassenen Ferienkomödien à la »Die Strandflitzer«. Mit Thierrys Sehnsucht nach dem Gestern erfährt das chaotische Treiben rund um die Klassiker Strand, Party, Suff und Sex zugleich eine melancholische Überhöhung, die sich direkt an ältere Zuschauer adressiert. Denn es stimmt ja, dass gemeinsame Urlaube zumindest in der selektiven Rückschau zu den glücklichsten Momenten auch verkrachter Familien und Paare gehören. Die zärtlichen Notizen, die Claire einst auf die Rückseite von Urlaubsfotos kritzelte, sind Grüße aus jener guten alten Zeit und dienen Thierry als Anleitung.

Nichts Neues unter der Sonne des Mittelmeeres also. Doch die Regression besonders der Kinder, die sich so reuelos austoben, als ob sie wieder Teenager wären, wird von gut aufgelegten Darstellern beglaubigt. Jacques Gamblin in der Hauptrolle aber verkörpert eine abgeschwächte Version jenes väterlichen Kümmerers aus dem Familiendrama »C'est la vie«, für das er 2009 einen César verliehen bekam. Als liebenswürdiger Familienmensch, der viel einstecken kann und dessen Eigenschaft, die Dinge gründlich zu erledigen, ihn etwas autistisch, auf jeden Fall uncool erscheinen lässt, wirkt er manchmal wie im falschen Film. Gespiegelt wird er von der witzigsten Figur, dem Freund seiner Tochter, der ebenfalls im Hotel aufschlägt. Thierry kann Christophe, dessen besserwisserische Beflissenheit und humorlose Gutmütigkeit nicht verknusen. Doch in jenen Augenblicken, in denen Thierry die eigenen Macken just in jenem Typen wiedererkennt, den seine Tochter sich als Lebenspartner ausgesucht hat (auch sie von ihm schwer genervt), schließt sich der familiäre Teufelskreis.

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