Kritik zu 7 Years of Lukas Graham

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Der Dokumentarfilm über die dänische Soulpop-Formation Lukas Graham stellt ihren charismatischen Sänger ins Zentrum

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Lukas Graham ist der Name einer dänischen Band um den Sänger Lukas Forchhammer. Sieben Jahre lang ist ihr der Dokumentarist René Sascha Johannsen gefolgt, »7 Years« ist zugleich der Song, mit dem sie den großen Durchbruch hatte. Eine Erfolgsgeschichte: von ersten selbst gedrehten Musikvideos, die die Band 2011 auf YouTube hochlud und die sich dort rasant verbreiteten, bis hin zu dem weltweiten Erfolg von »7 Years« und drei Grammy-Nominierungen 2017.

Eine Geschichte aber auch mit dem üblichen Wechsel von Triumph und Rückschlägen. Die amerikanische Plattenfirma Warner, die die Band 2013 unter Vertrag nimmt, glaubt nicht daran, dass »7 Years« Single-Potenzial hat. Erst nach dem überragenden Erfolg des Songs in Europa erscheint das Album 2015 auch in den USA. Tourneen folgen, 2016 spielt sie ihr erstes ausverkauftes US-Konzert im »Troubadour« in Los Angeles, in London füllt sie die riesige Wembley Arena. 

Was »7 Years of Lukas Graham« absetzt von ähnlich gelagerten Filmen, ist der Protagonist, Lukas Forchhammer, Sänger und Texter der Band. Auf ihn konzentriert sich der Film ganz und gar, die anderen drei Bandmitglieder sind nicht mehr als Statisten. Was aber Sinn macht, denn die stärksten Songs der Band sind die, in denen Lukas' Stimme im Vordergrund steht: von spärlichen Klavierakkorden begleitet, erzählt er persönliche Geschichten, die das Publikum zu berühren vermögen. Das wird ihm mehrfach versichert, und das ist spürbar, wenn die Zuhörer im Konzert diese Lieder mitsingen, manchmal schon bei den ersten Tönen, bevor er selbst zu singen beginnt, manchmal auf seine explizit geäußerte Bitte hin, ein Lied mit ihm zusammen zu singen. 

Anfangs wirkt der junge Mann, geboren 1988, eher überheblich: Wenn er im Hotelzimmer in Los Angeles ungeduldig wird und den Eindruck vermittelt, seine Kreativität könne sich in dieser Umgebung nicht entfalten, oder wenn er selbstbewusst verkündet, »meine Eltern sagten, ich war ein geborener Entertainer«. Er konnte wenig mit Gleichaltrigen anfangen, seine engste Bezugsperson war sein Vater, dessen früher Tod mit 61 Jahren – die Nachricht erreicht ihn nach dem Konzert einer Deutschland-Tournee – ihn schwer trifft. 

Mit drei Jahren stand er in der ersten Verfilmung des in Dänemark populären Kinderbuches »Krümel« vor der Kamera, mit acht sang er im Chor. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit; in den späteren Passagen des Films sieht man ihn wiederholt als liebevollen Vater seiner neugeborenen Tochter. Das ist ihm dann auch schon mal wichtiger, als für ein weiteres Selfie zu posieren, obwohl man ihn oft genug dabei und beim Autogrammschreiben sieht. Beeindruckend sind kleine Momente, so wenn er, an einem Tresen stehend, der Bedienung neben ihm einen gerade gedichteten Rap vorträgt. Gern hätte ich mehr erfahren über die persönliche Beziehung zwischen ihm und dem Filmemacher (der frühe Musikvideos für die Band inszeniert hat, was im Film nicht zur Sprache kommt).

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