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2014
Original-Titel: 
Pepe Mujica – Der Präsident
Filmstart in Deutschland: 
05.03.2015
Sch: 
L: 
90 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Die Schweizer Dokumentarfilmerin Heidi Specogna widmet sich fast 20 Jahre nach ihrem Tupamaros wieder José »Pepe« Mujica, der inzwischen vom Guerillakämpfer zum Präsidenten Uruguays aufgestiegen ist

Bewertung: 3
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So hässlich wie in diesem Film war Angela Merkel im »heute-journal« oder in den »Tagesthemen« noch nie zu sehen. Und das liegt nicht am schlecht sitzenden Kostüm oder an hängenden Mundwinkeln. Sondern an der Arroganz der Macht, mit der die Kanzlerin den uruguayischen Präsidenten José Mujica bei seinem Staatsbesuch in Berlin abfertigt und die Höflichkeiten diplomatischen Umgangs sichtbar unwillig absolviert. Uruguay ist für Deutschland kein wirklich bedeutendes Land. Und ­Mujica ein Mann, dessen Wurzeln in der ehemaligen Stadtguerilla nicht gerade auf Linie der Christdemokratin liegen dürften. Eine vermutlich eher häufige, medial aber meist unsichtbare Situation. Dass die globalen Machtverhältnisse ausgerechnet hier so anschaulich werden, ist Verdienst einer geduldigen dokumentarischen Kamera, die weiterdreht, wo die TV-Kameraleute längst abgeschaltet haben.

José »Pepe« Mujica ist nicht nur wegen seiner Tupamaro-Herkunft ein besonderer Präsident. Legendär ist auch seine bescheidene fastbäuerliche Lebensweise, die der ehemalige Blumenzüchter auch nach seinem Amtsantritt im März 2010 beibebehalten hat. Mit Lebensgefährtin Lucía Topolansky haust er in einem Flachbau, dessen größte Attraktion das viele Grün drumherum ist, im Schuppen steht ein alter VW-Käfer. Ähnlich unverstellt ist sein Auftreten, wenn er in seinem Garten Regisseurin Heidi Specogna Rede und Antwort steht.

Die hatte vor fast zwanzig Jahren schon einmal einen Film über die beiden und zwei andere Exkämpfer (Tupamaros, 1996) gemacht, die sich nach dem Ende der Diktatur auf den Weg in die legale Politik machten. Da war der Präsident gerade frisch als Abgeordneter für das Bündnis Frente Amplio im Parlament. Seitdem hielt die Filmemacherin Kontakt. Und irgendwann kam ein Brief von Pepe und Lucía mit der freundlichen Frage, ob man nicht eine Fortsetzung drehen wolle, schließlich sei so viel passiert.

Specogna zitiert diesen Brief zu Anfang ihres neuen Films, der aus Alltagsbeobachtungen und Gesprächen mit den beiden auch filmisch immer wieder in die Vergangenheit zurückblendet. Dabei hat sich vor allem die ehemalige Blumenverkäuferin und jetzige Senatorin im Lauf der Jahrzehnte äußerlich so verändert, dass man sie zuerst für zwei Personen halten könnte. Im Engagement für gesellschaftliche Veränderung sind beide aber (auch im Unterschied zu anderen ehemaligen Revolutionären wie Daniel Ortega oder Dilma Rousseff) beständig geblieben und haben nur an politischer Klugheit und historischer Weisheit dazugelernt, so dass man jetzt weniger für den Umsturz streitet als für mehr Solidarität und Empathie.

Ein rundum von Sympathie getragenes Porträt also, dem man glatt Hofberichterstattung vorwerfen könnte, wenn Specogna nicht ganz klar mit offenen Karten spielte. Geht also in Ordnung. Schade trotzdem, dass man über die konkrete Vorgeschichte, die politische Situation und auch die Agenda von Mujicas in Uruguay nicht unumstrittenen Präsidentenjahren nur wenig erfährt.Silvia Hallensleben

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