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»Dept. Q« (Serie, 2025). © Netflix

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Außenseiter bei der Arbeit

Den Serienfans mag Scott Frank erstmals mit seiner grandiosen Western-Miniserie »Godless« (2017) aufgefallen sein. Der große Erfolg kam für den heute 65-jährigen US-Amerikaner dann mit dem »Damengambit« (2020). Aber eigentlich stellt Letzteres Scott Frank als Spätentwickler ins falsche Licht. Als Name hinter den Kulissen nämlich, als oscarnominierter Drehbuchautor von Soderberghs »Out of Sight« und James Mangolds »Logan« und als bestens bezahlter screenplay doctor unzähliger Filme ist Frank bereits Legende. Serien wie zuletzt »Monsieur Spade«, in der er Clive Owen als älter gewordenen hardboiled detective ins Frankreich der Nachkriegsjahre schickte, und jetzt »Dept. Q« für Netflix sind für Frank Herzensprojekte, mit denen sich der Veteran ein bisschen selbst verwirklicht.

So wie »Monsieur Spade« als Gedankenexperiment anfängt – »Was wird aus Dashiell Hammetts Helden, wenn man ihn in eine fremde Umgebung schickt?« –, so entwurzelt auch »Dept. Q« seinen Helden aus der sicheren Umgebung der Vorlage. Carl Morck ist eine Erfindung des dänischen Krimiautors Jussi Adler-Olsen. In den dänischen Kinoadaptionen spielt ihn Nikolaj Lie Kaas. Bei Frank übernimmt Matthew Goode die Rolle, oder soll man besser sagen: nur den Namen? Denn Carl Morck ist in »Dept. Q« ein arroganter Engländer, den die Ehe mit einer Schottin nach Edinburgh verschlagen hat. Zu Beginn der Handlung ist er nicht nur geschieden, sondern auch das traumatisierte Opfer einer fehlgegangenen Polizeiaktion, die einen Kollegen das Leben kostete und einen anderen, Carls besten Freund, von der Hüfte abwärts gelähmt zurückließ.

Einerseits erscheint das alles als vertrautes Krimiserien-Terrain: Morck ist der abgebrühte, nach innen aber von Schuld und Scham geplagte Polizist mit besonderen Fähigkeiten. Weil es eigentlich niemand mehr mit ihm aushält, lässt man ihn eine neue Abteilung, spezialisiert auf cold cases, eröffnen. Dort stößt er, wie es immer so ist, auf neue Verbündete. Ihr erster ungelöster Fall scheint auf Korruption auf höchster Ebene hinzudeuten.

Es kommt dann alles ganz anders, wie der erfahrene Leser von Jussi Adler-Olsen sicher weiß. Der Plot allein ist das am wenigsten beeindruckende Element der Serie. Was sie zu einem Vergnügen macht, sind die Figuren. Zuvorderst natürlich Matthew Goode selbst, den man hier einmal in einer Rolle erleben kann, die über seine flachen »Bad Pretty Boy«-Auftritte hinausgeht. Allerdings stiehlt ihm der Schwede Alexej Manvelov in der Rolle des Akram, eines aus Syrien geflüchteten Polizisten, der sich seine Anstellung im Dept. Q eher erschleicht denn erwirbt, fast die Schau. Akram zeigt sich so effektiv bei der Ermittlerarbeit, dass die Frage, was genau er in Syrien eigentlich gemacht hat, zum Running Gag wird. Hinzu kommen noch Leah Byrne als von Minderwertigkeitskomplexen geplagte Rose und Jamie Sives als Morcks im Rollstuhl sitzender Kollege. Zusammen sind sie ein wunderbares Team aus Außenseitern, das es fast mit den Losern aus Slow Horses aufnehmen kann. 

OV-Trailer

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