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In Guy Maddins Politsatire mit horrorkomödiantischen Einschlägen finden sich Staatsmänner und -frauen eines Gipfeltreffens der G7-Staaten plötzlich alleingelassen und mit mysteriösen Geschehnissen konfrontiert
Guy Maddin hat einen Film zur aktuellen Weltpolitik gedreht, gar über einen G7-Gipfel in Deutschland? Diese Ankündigung von »Rumours« (Originaltitel) dürfte alle überrascht haben, die mit dem Werk des kanadischen Filmemachers vertraut sind. Ein G7-Gipfel auf der Leinwand könnte sich überdies als »Europudding« erweisen: Bekannte Darsteller aus verschiedenen Ländern hangeln sich gemäß nationaler Eigenheiten ihrer Figuren von Szene zu Szene. Das scheint hier anfangs zuzutreffen, doch spätestens in dem Moment, als die Protagonisten mit einer frisch ausgebuddelten Moorleiche aus der frühen Menschheitsgeschichte konfrontiert werden, befinden wir uns wieder auf Guy-Maddin-Territorium.
Als sie auch noch feststellen, dass das Personal das Anwesen verlassen hat, sind die versammelten Staatschefs verunsichert. Schließlich werden die Moorleichen lebendig, und im Wald taucht ein Objekt auf, das nicht von dieser Welt zu sein scheint – Zeit für eine große Besinnung oder doch nur die Erkenntnis, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorsteht und man nichts dagegen tun kann, selbst wenn man (scheinbar) so viel Macht hat wie die hier Versammelten?
An deren Ineffizienz lässt der Film keinen Zweifel, und doch entwickelt man als Zuschauer Empathie für sie, zumal für die britische Premierministerin, die oft wie eine Psychotherapeutin spricht, für den zunehmend resignativen US-Präsidenten (mehr Joe Biden als Donald Trump), auch für die deutsche Kanzlerin (die Cate Blanchett als Mischung aus Angela Merkel und Ursula von der Leyen gibt).
Der pathetische Schluss des Films mit einer großen Ansprache des kanadischen Premiers, im Cut-and-paste-Verfahren aus den unterschiedlichen Notizen seiner Kollegen zusammengesetzt, dürfte das Misstrauen gegenüber diesen Anführern der »freien Welt« noch einmal bestätigen. »Tanz der Titanen« entzieht sich der einfachen Einstufung. Und das ist auch gut so.