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© Barnsteiner Film

2022
Original-Titel: 
Acht Geschwister
Filmstart in Deutschland: 
09.02.2023
L: 
90 Min
FSK: 
6

Christoph Weinerts Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer Ausnahmefamilie: sechs Brüder und eine Schwester, die auch im Alter noch ihr Zusammensein pflegen und genießen

Bewertung: 3
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Großfamilien wie die Flemmings sind heute ein Kuriosum. Acht Geschwister, die sich verstehen und mindestens ein Mal im Jahr zum Geschwistertreffen zusammenkommen, so etwas findet man nicht oft. Und das vielleicht größte Wunder ist, so denkt man sich zu Beginn von Christoph Weinerts Dokumentarfilm, dass die sechs Brüder und zwei Schwestern, geboren zwischen 1933 und 1943, überhaupt noch alle so fit und in der Lage sind, gemeinsame Unternehmungen anzugehen. Das Staunen darüber wird nur noch größer, wenn man dann am Ende des Films den Überblick über ihre Lebensgeschichten gewonnen hat.

Weinert strukturiert seinen Film sehr schlicht um eine Reise der acht zu ihrem Geburtsort, einem Dorf in Hinterpommern, herum. Den elterlichen Bauernhof in Zalezie, damals Flemmingsort, gibt es zwar nicht mehr, aber die Erinnerung an die dort verbrachten Kindheitstage ist den Alten so fest eingeschrieben, dass sie die Grundrisse der Gebäude in der verwilderten Wiese abstecken können. Es ist nicht das erste Mal, dass sie hierher zurückkehren. Bereits 1992, damals noch mit ihrem seinerzeit 85-jährigen Vater, haben sie den Ort besichtigt, mit dem sie dem Krieg zum Trotz die schönsten Erinnerungen verbinden – an eine Kindheit mit viel Draußen-Sein, an Sensen von Hand, an frische Kuhfladen, in denen man sich die Füße wärmen konnte, und vor allem an ein Zusammensein, das sie als innig und harmonisch empfanden.

Die Eckdaten der Familiengeschichte klingen nachgerade abenteuerlich: Der Vater wurde zwar 1939 für den »Polenfeldzug« eingezogen, danach aber »unabkömmlich« gestellt. Als sowjetische Soldaten in Pommern einmarschierten, geriet er in Gefangenschaft – aus der er aber 1947 frei kam. Unter schier unglaublich glücklichen Umständen gelang ihm die Rückkehr nach Pommern, wo die Mutter mit den Kindern ausgeharrt hatte. Als eine der letzten deutschen Familien vor Ort brachen sie dann zusammen nach Westen auf und kamen schließlich in Bischofferode im Harz unter. Und von da zogen schließlich sechs der acht Geschwister in den 50er und in den frühen 60er Jahren weiter in die BRD.

Es ist also reiches Material, sowohl an deutscher als auch an ganz privater Geschichte, das Weinert hier bearbeiten kann. Er verfährt dabei so zurückhaltend, dass die Neugier des Zuschauers nicht immer befriedigt wird. Wie gerne würde man an der einen oder anderen Stelle nachhaken, mehr erfahren über die Erfahrungen in Krieg und Besatzung oder auch darüber, wie es war, 1947 in Bischofferode anzukommen und neu anfangen zu müssen.

Weinert blendet sich als Fragenden aus; er lässt die Geschwister in wechselnden Konstellationen vor der Kamera erzählen, filmt sie beim Spaziergang durch den Wald, auf Parkbänken vor grüner Wiese allein oder zu zweit oder auch in einer Studiosequenz auf Stühlen sitzend alle zusammen. So bleibt das Erzählte ganz unter Familienregie – den einzelnen Anekdoten wird immer wieder die Betonung der geglückten Gemeinsamkeit an die Seite gestellt.

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