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© Marvel Studios

Ryan Cooglers Fortsetzung zu seinem Megahit von 2018 muss ohne seinen zentralen Helden auskommen. Neben neuen Antagonisten erprobt der Film auch die mögliche Nachfolge zu Chadwick Bosemans »Black Panther«-Figur

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So eine »sonic attack« kann einem ganz schön zusetzen. Im Prinzip handelt es sich dabei um den Trick, den Meerjungfrauen seit Jahrhunderten anwenden, um die Menschheit zu ärgern: Ihre Gesänge verdrehen den Seefahrern den Kopf – mit fatalen Folgen. Auch die Bewohner:innen des Unterwasserreichs Talocan attackieren mit Schall: Nachdem merkwürdige, gesangsartige Töne (Musik: Ludwig Göransson) durch die Nacht wehen, springt die Besatzung einer Bohrinsel plötzlich geschlossen suizidal in den rauen Ozean. Kurz darauf tauchen grünhäutige, pompös (und wasserfest) geschmückte Wesen aus dem Meer auf, machen der restlichen Crew den Garaus, und zerstören den Vibranium-Detektor an Bord der Plattform. Das bis dato unbekannte Talocan unter dem Anführer Namor (Tenoch Huerta) hat nämlich das gleiche Problem wie das prunkvolle Königreich Wakanda: Im Unterwasserreich gibt es Vorkommen des unzerstörbaren Tausendsassa-Materials Vibranium. Und das ist zwar einerseits der Grund für die Vorherrschaft von Wakanda, das nach dem Tod des Königs T'Challa und damit des Black Panthers (der reale Krebstod des Schauspielers Chadwick Boseman wurde ins Drehbuch geschrieben) nach wie vor unter der Leitung von T'Challas Mutter, Königin Ramonda (Angela Bassett) floriert. Doch andererseits weckt es Begehrlichkeiten…

Ryan Cooglers »Black Panther: Wakanda Forever« trägt seine – nach großem Kampf-Bohei – kleine Botschaft im Titel: Auch nach dem Tod des Black Panthers soll wieder jemand in die strapazierfähige Superheld:innen-Rüstung mit den Panther-Öhrchen steigen, um sein oder ihr ewiges Königreich zu verteidigen. Und obwohl die Spatzen die Identität des neuen Panthers von Anfang an von den prächtigen Dächern Wakandas pfeifen, braucht es eine Weile, bis die Geschichte um das mesoamerikanisch geprägte Talocan Struktur bekommt.

Die gewohnte, erzählerische Ernsthaftigkeit lässt das Superheld:innen-Epos zuweilen ein wenig eifrig wirken: In jeder Sekunde geht es um alles – mindestens um die ganze Welt, mit der der ambivalente, aber charismatische Gottkönig Namor sich anlegen will. Da man die charakterlich einwandfreien, vorbildlich geschlechtergerecht agierenden, selbstermächtigten Wakandaner:innen jedoch kennt, weiß man, dass es mehr oder weniger gut ausgehen muss – ein Marvel-Film lässt seinen Figuren über klassische Heldenreiseerfahrungen hinaus wenig Entwicklungsmöglichkeiten. Und dass auch in einer von Vibranium und Raumschiffen geprägten Welt Zwiste vor allem in Speer-Nahkämpfen münden, ist die Grundlage des Genres. Die Idee der Etablierung großartiger schwarzer Held:innen im kollektiven Heldennarrativ braucht zudem Zeit – wird aber, glücklicherweise, mit der Wakanda-Reihe ebenso konsequent angegangen wie mit »The Woman King«.

Zudem sind in »Wakanda Forever«, genau wie im ersten »Black Panther«-Film von 2018, immerhin die von der dafür bereits oscarprämierten Ruth E. Carter entworfenen Kostüme ein großer, tröstlicher Genuss: Der mächtige Gott-Mensch-Irgendwas-Mutant Namor mit seinen Spitzohren und den vom Götterboten Hermes entliehenen Flügelchen an den Fesseln ist ein beeindruckend anzuschauender Antagonist. Und überhaupt: Schicker als Wakanda kann ein mythisches Volk kaum in den Krieg gegen eine Horde moderner Nöcks und Nixen ziehen.

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