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Der Altmeister erfindet sich neu

Seine Weltpremiere erlebte »Dark Glasses« auf der Berlinale, aber in den deutschen Kinos scheint der neue Film von Dario Argento untergegangen zu sein. Der Regisseur, der sich seit 1970 mit Filmen wie »Suspiria«, »Inferno«, »Tenebrae« und »The Stendhal Syndrome« als Meister des italienischen Giallo und Horrorfilms erwiesen hat, meldet sich damit nach achtjähriger Pause zurück. Zwischen-zeitlich hat er seine Autobiografie verfasst (englisch als »Fear« erschienen) und die männliche Hauptrolle in Gaspar Noés Kammerspiel »Vortex« verkörpert.

Motive wie einen Täter mit pathologischem Frauenhass, schwarze Handschuhe und ein aufblitzendes Messer, dazu Musik, die wiederholt an die klassischen Scores seiner früheren Filme erinnert, gibt es auch in »Dark Glasses«. Und dennoch ist er anders als seine Vorgänger. Eine Prostituierte, die durch eine Sonnenfinsternis und einen Verkehrsunfall ihr Augenlicht verloren hat, flieht mit einem sieben-jährigen chinesischen Waisenjungen vor einem Serien­mörder durch das nächtliche Rom. »Dark Glasses« ist stärker auf die beiden Hauptfiguren ausgerichtet und weniger stilisiert. Ihm fehlt das Rätselraten um die Identität des Täters, typische Slasherszenen sind knapper in Szene gesetzt. Argentos Bemühen, neue Wege einzuschlagen, ist offensichtlich. Auch wenn der Film nicht die Dichte seiner früheren Arbeiten erreicht, wächst »Occhiali Neri«, wie er im Original heißt, mit jedem Sehen.

Das auf 4000 Exemplare limitierte Mediabook des Films bietet eine DVD und Blu-ray, ein kurzes Statement von Argento, ein Behind the Scenes, den Trailer, ein Plakat und einen Essay von Stefan Jung im Booklet sowie ein Interview mit Argento aus der Zeitschrift »Deadline«. Sowohl der Essay als auch der Audiokommentar von Marcus Stiglegger verorten den Film im Gesamtwerk des Regisseurs. Sie sehen davon ab, ihn als Meisterwerk hochzujubeln. Stiglegger, der überwiegend szenenspezifisch arbeitet, aber auch Informationen über die Beteiligten einfließen lässt, attestiert dem Film eine »jugendliche Frische der Inszenierung«. Damit kann man gut leben.




VÖ: 29. Juli 2022

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