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© Mindjazz Pictures

2017
Original-Titel: 
Die stille Revolution
Filmstart in Deutschland: 
22.03.2018
L: 
92 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? Kristian Gründlings Film möchte Antworten geben und stellt dabei Bodo Janssens »Uptalsboom«- Unternehmenskonzept ins Zentrum

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Männer, die vor unscharfem Hintergrund und zu sphärischer Musik grüblerisch ins Leere starren. Das ist die Standardsituation dieses Films. Dazu kommen Interviewschnipsel und kurze Statements von einigen Dutzend Personen (meist Männern mittleren Alters), die vom selbst erlebten oder propagierten Wandel der Unternehmer- und Arbeitswelt zu mehr Sinnhaftigkeit, menschlicher Wertschätzung und flacheren Hierarchien berichten. Kurz und plakativ nennt das einer die Wende vom »Know-how« zum »Know-why«. Neben dem ubiquitären dm-Chef Götz Werner und vielen anderen treten auch der Neurobiologe Gerald Hüther, Pater Anselm Grün, »brand-eins«-Gründer Wolf Lotter und – mit kurzen Einzelstatements – Wolfgang Clement und Hans Eichel auf.

Doch es dominiert eine Person: Der Hamburger Unternehmer Bodo Janssen, der nach einer tiefen Krise und folgendem Klosteraufenthalt das Management seiner Hotel- und Ferienhaus-Kette Upstalsboom völlig umkrempelte – von abstrakten »Fakten, Daten, Zahlen« zu einem am menschlichen Wohlergehen von Gästen und Mitarbeitern orientierten Betrieb. Der Unternehmer sei dabei nicht mehr Boss, sondern Dienstleister seiner Mitarbeiter und vor allem anderen an deren Weiterentwicklung orientiert. Doch bis jetzt laufen auch die Geschäfte der Firma besser als vorher.

Viele der Mitarbeiter kommen im Film zu Wort, Janssen selbst ist in mehrfacher Rolle beteiligt: Als einer der schweigenden Männer in Grüblerpose. Als Erzähler seiner schon in vielen Interviews veröffentlichten Wende- und Erfolgsgeschichte. Als Organisator einer Mitarbeiterversammlung. Und als Mitinitiator des Films, der laut Eigendarstellung »nach einer Vision von Bodo Janssen« entstand. Regie führte der bisherige Werbe- und Imagefilmer Kristian Gründling, der auch schon für zwei frühere Filme zum »Upstalsboom-Weg« verantwortlich zeichnet.

Auch wenn man die bisherigen Aktivitäten von Janssen positiv bewerten mag, bleibt in den postulierten New-Age-artigen Konzepten zumindest eine große unerwähnte Leerstelle, nämlich die Frage danach, wie die postulierte »Götterdämmerung des Materialismus« (so Götz Werner) mit der weiterhin bestehenden kapitalistischen Grundordnung zusammengeht. Einen Widerstreit der Argumente zu dieser, aber auch zu anderen Fragen gibt es in der Aneinanderreihung von Statements so wenig wie andere diskursive Bewegung. Und auch konkrete Anschauung der wortreich beschworenen Arbeitswelt, wie sie etwa Carmen Losmanns 2011 in ihrem weniger euphorischen »Work Hard – Play Hard« so brillant gelang, fehlt komplett.

Und es besorgt, dass nur wenige Wochen nach dem Start eines kaum getarnten Werbefilms für eine bestimmte Schule des Buddhismus (»Hannah«) schon wieder ein renommierter Verleih einen Film ins Kino bringt, der unter dokumentarischem Etikett blanke Imagepflege betreibt. Verstellt vielleicht die esoterisch angehauchte Programmatik den kritischen Blick? Im Kino jedenfalls scheint »Die stille Revolution« fehl am Platz.

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